Seniorenzentrum im umgebauten „Alten Finanzamt“

  • Zeitraum: Oktober 2023
  • Beratungsschwerpunkt:
    • Planen & Bauen

Aus einem seit Jahren leerstehenden neoklassizistischen Verwaltungsbau, der einst Sitz des Finanzamts vom Garmisch-Partenkirchen war, wurde für die LongLeif GaPa gemeinnützige GmbH ein vitales Zentrum für Seniorinnen und Senioren entwickelt. Möglich wurde dies durch viel Engagement, Einsatz und Ausdauer der Gemeinde Garmisch-Partenkirchen, der Planerinnen und Planer von H2M Architekten sowie finanzieller Unterstützung einer Stiftung. Vier Jahre nach Wettbewerbsgewinn wurden der Neubau und das Sanierungsobjekt nun Mitte 2023 fertiggestellt und mit Leben gefüllt. Die Beratungsstelle Barrierefreiheit der ByAK konnte dieses besondere Seniorenprojekt beratend bei der Sanierung des Bestandgebäudes, der Realisierung der neuen Bebauung sowie der barrierefreien Außenflächen unterstützen.

Der Neubau mit 24 EOF-geförderten altersgerechten Wohnungen. Rechts daneben der sanierte Altbau mit dem Seniorenzentrum.
Der Neubau ist ein moderner Kubus in einem hellen Beigeton mit versetzt angeordneten Balkonen. Das Gebäude ist von viel Natur umgeben, im Hintergrund sieht man die Berge.

Der Neubau mit 24 EOF-geförderten altersgerechten Wohnungen. Rechts daneben der sanierte Altbau mit dem Seniorenzentrum.

Foto: Sebastian Schels

Ehemaliger Gründerzeitbau aus dem Jahr 1907

Neben dem barrierefreien Umbau des denkmalgeschützten ehemaligen Gründerzeitbaus aus dem Jahr 1907 zum Seniorenzentrum wurden auf dem Grundstück 24 kostengünstige Wohnungen für ältere Menschen in einem Neubau geschaffen. Ein Verbindungsbau schafft eine Einheit aus Alt- und Neubau. Die im Winkel zueinander angeordneten Gebäude fassen einen intimen und ruhigen Innenhof, der von HinnenthalSchaar Landschaftsarchitekten gestaltet wurde.

Das denkmalgeschützte „Alte Finanzamt“ erstrahlt nun als LEIFHEIT ServiceZentrum in neuem Glanz.
Straßenansicht des viergeschossigen Gebäudes aus der Jahrhundertwende mit hellgrauer Fassade, grünen Holzfensterläden, weiße Dekorationselementen und einem prunkvoll sanierten Eingangsportal.

Das denkmalgeschützte „Alte Finanzamt“ erstrahlt nun als LEIFHEIT ServiceZentrum in neuem Glanz.

Foto: Sebastian Schels

Denkmalgeschütztes Gebäude

Das Alte Finanzamt wurde außen und innen behutsam saniert und zeitgemäß mit einem Aufzug, neuen Sanitärräumen und einer modernen Haustechnik ausgestattet. Da das Gebäude denkmalgeschützt ist, waren umfangreiche Abstimmungen mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz erforderlich. Die Barrierefreiheit des Bestandsgebäudes stellte dabei mit Eingang im Hochparterre sowie den Türschwellen im Inneren und veralteten Sanitäranlagen eine besondere Herausforderung dar. Um das Gebäude für seine neue Nutzung als Seniorenzentrum zu rüsten, wurde ein rollstuhlgerechter Aufzug eingebaut. Dieser ist nun über den neuen Innenhof von Norden mit einem rückwärtigen Eingang im Zwischengeschoss barrierefrei zu erreichen. Das denkmalgeschützte Eingangsportal zur Straße bleibt dadurch unverändert erhalten. Alle Türschwellen wurden entsprechend der Vorgaben abgesenkt, die denkmalgeschützte Treppe ist nun mit Stufenmarkierungen versehen. Die Sanitäranlagen wurden modernisiert und um ein rollstuhlgerechtes WC ergänzt.

Links: Der neue Aufzug wurde im nordöstlichen Bereich des Gebäudes eingebaut, welcher bereits mehrfach umgebaut wurde.
Rechts: Der sanierte Altbau mit den Räumen des Servicezentrums.

Links: Der neue Aufzug wurde im nordöstlichen Bereich des Gebäudes eingebaut, welcher bereits mehrfach umgebaut wurde. Rechts: Der sanierte Altbau mit den Räumen des Servicezentrums.

Foto: links: H2M Architekten , rechts: Sebastian Schels

Barrierefreie Wohnungen

Der fünfeckige Neubau ist gemäß den Vorgaben der DIN 18040-2 barrierefrei errichtet. Dies umfasst alle vier Geschosse mit Gemeinschaftsbereichen inklusive Treppenhaus mit Bewegungsflächen, Treppenmarkierungen und zwei Handläufen. Das großzügige Treppenhaus lädt über die Geschosse hinweg zum nachbarschaftlichen Austausch ein. Im Erdgeschoss und Untergeschoss befinden sich Rollstuhl- und Rollator-Abstellplätze, ein rollstuhlgerechter Aufzug erschließt alle Ebenen. Das Wohnangebot wird durch ein Seniorencafé mit Terrasse, eine Wohnberatung sowie den örtlichen Seniorentreff ergänzt.

Die barrierefreien bzw. rollstuhlgerechten Wohnungen überzeugen durch klare Grundrisse. Alle Bäder und Nebenräume sind innenliegend am Kern des polygonalen Gebäudes angeordnet, die Schlaf-, Wohnräume und Küchen an den Außenfassaden. Alle Wohnungen sind nach Süden, Osten bzw. Westen orientiert und verfügen über einen Balkon oder eine Terrasse mit Blick in die reizvolle Berglandschaft. Die Fensterbrüstungen sind auf circa 65 cm abgesenkt, um den Ausblick auch im Sitzen bzw. aus dem Bett möglich zu machen. Weiterhin sind die Wohnungen mit altersgerechten bzw. rollstuhlgerechten Küchen ausgestattet und verfügen über Bäder mit bodengleichen Duschen.

Auch die Freiflächen im Außenraum sind unter Einhaltung aller Vorgaben der DIN 18040-3 gestaltet und ermöglichen einen rollstuhlgerechten Zugang zum Grundstück. Die Gehflächen wurden in Farbasphalt ohne Fugen angelegt, alle Sitzbänke sind mit angepasster Höhe, Armlehnen und Rückenlehne altersgerecht ausgestattet.

Die Außenanlagen sind auf die Bedürfnisse von mobilitätseingeschränkten Senioren ausgerichtet.
Blick in den begrünten Innenhof mit einer Seniorin im Rollstuhl im Vordergrund.

Die Außenanlagen sind auf die Bedürfnisse von mobilitätseingeschränkten Senioren ausgerichtet.

Foto: Sebastian Schels
Alle Zugänge, ob zu den Wohnungen – mit farblich abgesetzten Wohnungseingangstüren – oder zu den privaten Balkonen sind schwellenlos und rollstuhlgerecht.
Vom weißen Treppenhaus aus führen grüne Eingangstüren in die Wohnungen. In der Wohnung selbst führt eine schwellenlose Balkontür ins Freie.

Alle Zugänge, ob zu den Wohnungen – mit farblich abgesetzten Wohnungseingangstüren – oder zu den privaten Balkonen sind schwellenlos und rollstuhlgerecht.

Foto: Sebastian Schels

LEIFHEIT SeniorenWohnen

Möglich gemacht hat dieses besondere Projekt die Stiftung des Ehepaars Günter und Ingeborg Leifheit, die dem Markt Garmisch-Partenkirchen insgesamt 57 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat, um damit Projekte für Seniorinnen und Senioren vor Ort zu finanzieren – ganz nach dem Leitspruch von Günter Leifheit

„Es muss den Menschen dienen“.

Die Stiftungsmittel ermöglichten dem Markt, das „Alte Finanzamt“ zu erwerben und das Seniorenprojekt mitten im Ort, neben dem beliebten Kurpark und diversen Einkaufsmöglichkeiten, zu realisieren. Die 24 Wohnungen wurden gemäß den Vorgaben der einkommensorientierten Zusatzförderung (EOF) geplant und werden nun an Seniorinnen und Senioren mit Wohnberechtigungsschein vermietet. Unterstützt wurde das Projekt durch Förderungen des Bayerischen Bauministeriums (EOF), der KfW-Bank und der BAFA.

 

Autorin: Bettina Sigmund

Weitere Infos auf der Website von H2M Architekten sowie der LongLeif gGmbH