NAWAREUM

– ein Mitmach-Museum für alle

  • Zeitraum: Dezember 2023
  • Beratungsschwerpunkt:
    • Planen & Bauen

Das NAWAREUM in Straubing ist ein Vorzeigeprojekt für das nachhaltige Bauen. Es ist aber auch ein Ort, der zur Teilhabe und Teilnahme animiert. Ein Ort geschaffen für alle Altersgruppen, unabhängig von Bildung und Status, ein Museum für Personen mit speziellen Bedürfnissen, für Menschen im Rollstuhl, Blinde und Taube. Denn der Klimawandel und die Rohstoffknappheit betreffen uns alle.

Der moderne Museumsbau von DÖMGES Architekten ist als Leuchtturmprojekt für das nachhaltige Bauen in Holzbauweise nach Passivhausstandard errichtet.
Das zweigeschossige Museumsgebäude mit Pultdach ist in einen bunten Garten eingebettet.

Der moderne Museumsbau von DÖMGES Architekten ist als Leuchtturmprojekt für das nachhaltige Bauen in Holzbauweise nach Passivhausstandard errichtet.

Foto: NAWAREUM / Franziska Schrödinger

Im März 2023 wurde in Straubing das NAWAREUM eröffnet – ein neuartiges Museum für „Nachwachsende Rohstoffe und regenerative Energien“, realisiert durch den Freistaat Bayern und das Staatliche Bauamt Passau als Bauträger. Das NAWAREUM ist ein Museum, das seine Gäste dazu einlädt, mit Spaß und Experimentierfreude in das Thema Nachhaltigkeit einzutauchen. Das Gebäude wurde hierzu von DÖMGES Architekten als Leuchtturmprojekt in Holzbauweise mit Passivhausstandard geplant und realisiert. Freistehende Holzstämme als Teil der Fassade symbolisieren die Vielseitigkeit des Bauens mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Das NAWAREUM ist aber auch ein Vorbild für eine neue Art von Museumspädagogik. Ein Mitmach-Museum, das dazu auffordert, eine bunte Mischung aus Natur und Technik, Kunstwerken und Spielen, Wissen und Inspiration eigenständig zu erforschen. Neben den eigentlichen Exponaten gehören auch das Gebäude selbst, das Inspiration und Wissen zum nachhaltigen Bauen vermittelt, sowie der umliegende Garten, in dem man nachwachsende Rohstoffe mit allen Sinnen erleben kann, zum Ausstellungserlebnis.

Im NAWAREUM lässt sich eine Pflanzenzelle von innen erkunden.
Drei Museumsbesucher, darunter eine Frau im Rollstuhl, hören Audioinformationen in einer überdimensionalen begehbaren Pflanzenzelle.

Im NAWAREUM lässt sich eine Pflanzenzelle von innen erkunden.

Foto: NAWAREUM / Franziska Schrödinger
Ausstellung verschiedener nachwachsender Rohstoffe und Nutzpflanzen wie Heilpflanzen, Ölpflanzen, Färberpflanzen und Energiepflanzen an einer Herbarwand.
Eine Frau betrachtet getrocknete Ähren in Bilderrahmen. Die nachwachsenden Rohstoffe werden zum Kunstobjekt.

Ausstellung verschiedener nachwachsender Rohstoffe und Nutzpflanzen wie Heilpflanzen, Ölpflanzen, Färberpflanzen und Energiepflanzen an einer Herbarwand.

Foto: NAWAREUM / Franziska Schrödinger

Das NAWAREUM ist ein Ort, der für alle Besucherinnen und Besucher gleichermaßen zugänglich sein möchte. Dazu wurden – und werden weiterhin in einem stetig andauernden Prozess – viele Maßnahmen ergriffen, um das Gebäude, die Ausstellung und die Kommunikation so barrierearm wie möglich zu gestalten. Der Rundgang durch die Dauerausstellung ist rollstuhlgerecht. Alle Stockwerke, bis auf das Dachgeschoss, in dem aber keine Exponate ausgestellt werden, sind mit dem Aufzug erreichbar. Das Signaletik-Konzept der Kommunikationsagentur Weissraum aus Grafenau gibt mit zwei teils unterschiedlichen Wegen für Gehende und für Fahrende nicht nur Orientierung, sondern setzt dazu auch gestalterisch ansprechende Highlights. Die meisten Mitmach-Stationen können mit dem Rollstuhl unterfahren werden und sind auch für Menschen mit Sehbehinderung nutzbar. Für blinde und sehbehinderte Menschen bietet das NAWAREUM spezielle Führungen an, bei denen Tastobjekte zum Einsatz kommen. Auch für gehörlose oder hörbehinderte Besucherinnen und Besucher gibt es spezielle Angebote. Die Dauerausstellung enthält Videos mit Ton und Sprache, die alle mit Untertiteln und fast alle mit Gebärdensprachdolmetschung (DGS) ausgestattet sind. In Veranstaltungs- und Wechselausstellungsräumen gibt es eine induktive Höranlage. Die Wege im Museumsgarten sind gepflastert, ebenerdig und breit genug für Rollstühle. Die Windfangtüren am Haupteingang können per Taster geöffnet werden, im Untergeschoss gibt es eine rollstuhlgerechte Toilette. Im Außenbereich des Museums erleichtert ein taktiles Bodenleitsystem die Orientierung vom Parkplatz zum Haupteingang und von dort zur Kasse, zum Aufzug und zu den Treppen. Handlaufschilder an den Treppengeländern nennen das jeweilige Stockwerk in Reliefschrift und Brailleschrift. Der Aufzug ist mit Reliefknöpfen und einer gut hörbaren Stockwerkansage ausgestattet.

Orientierungsplan
Orientierungsplan

Orientierungsplan

Foto: NAWAREUM

Die Museumsleitung geht dabei ganz offen damit um, dass mancherorts Kompromisse eingegangen werden mussten, um das Museumsgebäude und die Ausstellung für alle Nutzergruppen zu erschließen. Und auch damit, dass im Laufe der Zeit noch Anpassungen für spezielle Nutzergruppen realisiert werden müssen. Dies bedeutet beispielsweise, dass derzeit in der rollstuhlgerechten Ausstellung gelegentlich Umwege erforderlich sind, um mit dem Aufzug zum nächsten Stockwerk zu gelangen. Das taktile Bodenleitsystem für Blinde und Informationen in Brailleschrift fehlen in der Ausstellung – der Besuch wird daher mit einer sehenden Person empfohlen. Für Hörstationen in der Ausstellung existieren im Moment noch keine Alternativen für gehörlose Menschen. Dieser offene und bewusste Umgang mit Mankos und Einschränkungen für manche Nutzerinnen und Nutzer ist bemerkenswert, denn er signalisiert ein Bewusstsein für die facettenreichen Bedürfnisse und für die Notwendigkeit zur Optimierung. Barrierefreiheit wird hier nicht als ein abzuhakender Anforderungskatalog verstanden, sondern als ein gemeinsamer Prozess, der nie beendet sein wird.

Ein interaktiver Spieltisch lädt zum Austausch über verschiedene Energieformen ein
Personen sitzen vor einem digitalen Spieltisch, auf den von oben eine Modell-Landschaft projiziert wird.

Ein interaktiver Spieltisch lädt zum Austausch über verschiedene Energieformen ein

Foto: NAWAREUM / Franziska Schrödinger
Das Mitmach-Konzept in der Ausstellungseinheit zur Ernährung ist für alle Altersgruppen gleichermaßen spannend und informativ.
Eine junge Frau erklärt einem Seniorenpaar die Ausstellungsinhalte anhand von beweglichen Drehelementen, die Bestandteil der Ausstellung sind.

Das Mitmach-Konzept in der Ausstellungseinheit zur Ernährung ist für alle Altersgruppen gleichermaßen spannend und informativ.

Foto: NAWAREUM / Franziska Schrödinger
In einer Taststation lassen sich Alltagsprodukte aus neuartigen nachwachsenden Rohstoffen entdecken
Eine Detailaufnahme von Händen, die verschiedene Gegenstände, darunter ein Becher und Spielzeug, ertasten.

In einer Taststation lassen sich Alltagsprodukte aus neuartigen nachwachsenden Rohstoffen entdecken

Foto: NAWAREUM

Gleiches gilt tatsächlich auch für den Klimawandel: 

„Viele Menschen fühlen sich im Angesicht der Umweltzerstörung hilflos – die Klimakrise, die Zerstörung von Habitaten und die Flut an Müll auf dem Land und im Wasser machen vielen von uns große Sorgen. Im NAWAREUM möchten wir nicht nur über diese Herausforderungen informieren, wir möchten auch Lösungsansätze aufzeigen und wieder gemeinsam etwas hoffnungsvoller in die Zukunft blicken“,

so Dr. Vanessa Roden, Direktorin des NAWAREUMs.

Auf drei Etagen und 1.250 m2 Ausstellungsfläche können vielfältige Themen wie Klimawandel, Pflanzen, Ernährung, nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien erlebt werden. Im NAWAREUM wird angefasst, ausprobiert und sich ausgetauscht – jeder auf seine Art. Die Beratungsstelle Barrierefreiheit hilft gerne dabei, Hürden und Barrieren für alle Nutzergruppen weiter abzubauen.

Autorin: Bettina Sigmund

Weitere Infos zum NAWAREUM
www.nawareum.de