Orientieren leicht gemacht in der Inselhalle Lindau

Das Konferenzzentrum ist zeitgemäß umgebaut worden. Innen und Außen sorgt ein modernes Orientierungssystem für einen barrierefreien Aufenthalt.

  • Zeitraum: Februar 2022
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    • Planen & Bauen

Die direkt am Ufer des Bodensees gelegene Inselhalle Lindau ist ein internationales Veranstaltungs- und Kongresszentrum, das unter anderem auch als Tagungsort für die Lindauer Nobelpreisträgertagungen dient. Nachdem das 1981 errichtete Gebäude zuletzt zunehmend in die Jahre gekommen war, ist es jetzt nach Plänen des Münchener Architekturbüros Auer Weber umfangreich saniert und zu einem zeitgemäßen Konferenzzentrum erweitert worden.

Die gefaltete Dachlandschaft der Inselhalle Lindau führt Alt und Neu zusammen. Foto: Aldo Amoretti
Blick auf die Freitreppe und den überdachten Bereich vor dem Haupteingang. Foto: Aldo Amoretti
Zugangsrampe als Verbindung zur Zwanzigerstraße und zur Altstadt. Foto: Aldo Amoretti
Das Orientierungssystem wurde zusammen mit dem Büro Sägenvier DesignKommunikation entwickelt. Foto: Sägenvier DesignKommunikation
Blick über den Vorplatz in Richtung Haupteingang. Foto: Aldo Amoretti
Die gefrästen Rillen im Boden fungieren als taktiles Leitsystem. Foto: Aldo Amoretti

Die gefaltete Dachlandschaft der Inselhalle Lindau führt Alt und Neu zusammen.


Architektur: Auer Weber Architekten BDA

Foto: Aldo Amoretti

Im Rahmen des Umbaus wurde der bestehende Saal-Kern erhalten und durch neue Nutzungen ergänzt. Die charakteristische Dachform wurde dabei zu einer polygonal gefalteten Dachlandschaft weiterentwickelt. Im Zusammenspiel ist eine skulpturale Gesamtfigur entstanden, die Alt und Neu als architektonische Einheit zusammenführt. Parallel dazu wurde ein neuer Vorplatz geschaffen, auf dessen gegenüberliegender Seite ein neues Parkhaus mit integrierter Feuerwache angesiedelt ist.

Flache Zugangsrampe verbindet das Außen mit dem Innen

Zentraler Baustein für eine barrierefreie Erschließung der auf einem flachen Betonsockel ruhenden Inselhalle ist die langgestreckte Zugangsrampe, die von der südlich angrenzenden Zwanzigerstraße auf die Foyerebene im Hochparterre führt und sich dort mit dem überdachten Vorbereich vor dem Haupteingang verbindet. Architekt Florian Zopfy vom Büro Auer Weber erklärt: 

"Die Rampe ist kein funktionales Anhängsel, sondern wurde von Anfang an gestalterisch mitgedacht und sorgt zudem auch städtebaulich für eine optimierte Anbindung an die Altstadt."

Eine weitere Rampe erschließt das Restaurant auf der Uferseite nach Norden. Im Foyer angelangt, werden Blinde über ein taktiles Leitsystem in Form von gefrästen Rillen im Terrazzboden zum Hauptsaal, zum Aufzug, zur Garderobe oder zur Toilette geführt. Flankiert wird dieses Konzept durch ein hochwertig umgesetztes visuelles Orientierungssystem, das in enger Abstimmung mit dem österreichischen Büro Sägenvier DesignKommunikation entwickelt wurde.

Alle Sinne werden angesprochen

Das Konzept reflektiert die Architektur ebenso wie die besondere Insel-Topografie von Lindau und verbindet Signalethik mit Szenografie, um so ganz bewusst unterschiedliche Sinne anzusprechen. Wichtige Details sind dabei die teilweise auch ertastbaren Beschriftungen in Kupferfarbe, die grafischen Sicherheitsbedruckungen der großen Glasflächen im Foyer oder die erzählenden und leitenden Wandbemalungen im Parkhaus.

"Barrierefreiheit geht meist über Planungsphasen, Grundstücksgrenzen und Zuständigkeitsbereiche hinaus", erklärt Dipl.-Ing. Stefanie Schleich, die auf Seiten der Beratungsstelle Barrierefreiheit der BYAK in das Projekt involviert war:

"Wichtig ist deshalb eine integrative Planung, die das Thema Barrierefreiheit möglichst frühzeitig berücksichtigt und einbindet."

Anthrazitfarbene Leitlinien und induktive Höranlage

Ein gutes Beispiel dafür ist auch die Gestaltung der außen liegenden Freifläche: Um die Inselhalle vom angrenzenden Parkhaus und von der Bushaltestelle für Blinde auffindbar zu machen, wurden zwei anthrazitfarbene Leitlinien integriert, die die zurückhaltende Platzgestaltung nicht dominieren und dennoch eine gute Orientierung ermöglichen. Und auch auf technischer Ebene wurde Barrierefreiheit von Beginn an mitgedacht, berichtet Stefanie Schleich weiter:

"Ein wichtiges Element ist hier vor allem die induktive Höranlage im Konferenzbereich und im Hauptsaal, die auch hörbehinderten Menschen die Teilnahme an den Veranstaltungen erlaubt."

 

 Autorin: Eva Herrmann

Standort:

Inselhalle Lindau
Zwanzigerstraße 10 | Therese-von-Bayern-Platz 1
88131 Lindau

Mehr Informationen finden Sie auf der Seite der Inselhalle:
https://www.inselhalle-lindau.de/