Alte Pracht neu aufpoliert

  • Zeitraum: Juli 2022
  • Beratungsschwerpunkt:
    • Planen & Bauen

Das Cuvilliés-Theater (ehemals Altes Residenztheater) in München gilt als schönstes und bedeutendstes Rokokotheater in Deutschland. Im Zuge der umfangreichen Sanierung durch das vor Ort ansässige Atelier Achatz Architekten wurde das Haus technisch auf den neuesten Stand gebracht und durch eine neue Glaskuppel oberhalb des ehemaligen Innenhofes ergänzt. Eine wichtige Rolle im Rahmen des Umbaus spielten auch die Themen Barrierefreiheit und Inklusion.

Die Bühne vom Zuschauerraum mit einem geschlossenen Vorhang.
Der Blick von der Bühne in den Zuschauerraum und die Ränge. Die in Reihen aufgestellten Stühle im Parkett lassen sich herausnehmen.
Überdachter Innenhof mit einer filigranen Glaskuppelkonstruktion.
Die Bühne vom Zuschauerraum mit einem Bühnenbild.
Vogelperspektive mit Glaskuppel über die Residenz.

Nach dem Umbau erstrahlt das Cuvilliés-Theater in neuem Glanz.

Architektur: François de Cuvilliés der Ältere (1695-1768)
Sanierung: Atelier Achatz + Partner Architekten mbB

Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Das Cuvilliés-Theater

Das 1753 nach Plänen von François de Cuvilliés fertiggestellte und ursprünglich an der Stelle des heutigen Residenztheaters gelegene Cuvilliés-Theater diente rund 200 Jahre lang als beliebte Bühne für Festopern und für besondere Feierlichkeiten des Hofes. Während des Zweiten Weltkrieges war die prunkvolle Innenausstattung des Hauses zum Schutz gegen Bombenangriffe zunächst ausgelagert worden, um dann 1958 in den Apothekenstock der wiederaufgebauten Münchner Residenz integriert zu werden. Zwischen 2005 und 2008 erfolgte eine umfangreiche Sanierung am Standort. Mit der Planung und Umsetzung der rund 25 Millionen Euro teuren Maßnahme war seinerzeit das Atelier Achatz zusammen mit IMP Ingenieure beauftragt worden, das zuvor bereits für den Neubau und die Sanierung des Komplexes der Münchner Kammerspiele verantwortlich war und das zwischenzeitlich auch das Gärtnerplatztheater sowie Teilbereiche der Bayerische Staatsoper saniert hat.

Sanierung des denkmalgeschützen Gebäudes

Im Rahmen des Projekts wurden nicht nur sämtliche Innenfassaden und Dächer des denkmalgeschützten, ursprünglich noch aus dem 13. Jahrhundert stammenden Gebäudes energetisch und denkmalgerecht saniert, sondern auch die gesamte technische Ausstattung an moderne Anforderungen angepasst: „Das umfasste vor allem die komplette Erneuerung der haustechnischen Anlagen im Bereich der Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär- und Elektroinstallation, für die auch verschiedene Sonderkonstruktionen entwickelt wurden, um sie quasi ‚unsichtbar‘ verschwinden zu lassen“, berichtet Architekt Walter Achatz. „Ebenso mussten auch die komplette Bühnentechnik inklusive der dazugehörigen Ton- und Beleuchtungstechnik erneuert und die vorhandenen Mängel des Brandschutzes behoben werden.“

In enger Absprache mit der Bayerischen Schlösserverwaltung als zuständiger Denkmalschutzbehörde erfolgte außerdem die restauratorische Behandlung der historischen Bauteile des Theaters: „Das betraf unter anderem auch die statische Verstärkung des Bühnenturmes, dessen vorhandene Tragstruktur aus den 1950er-Jahren für die neu integrierte Bühnentechnik nicht mehr ausreichte“, so Walter Achatz.

Barrierefreiheit

Eine besondere Herausforderung stellte auch die Überdeckung des Comité-Hofes mit einer filigranen Glaskuppelkonstruktion dar. Durch die neue Überdachung ist die denkmalgeschützte Bausubstanz effektiv gegen Überflutung durch Starkregen geschützt und hat außerdem zusätzliche Foyer-Flächen erhalten, die auch unabhängig vom Theater vermietet und genutzt werden können.

Hinzu kommt, dass mit dieser Erweiterung auch die bisherigen Schwellen zum Innenhof komplett entfernt werden konnten: „Im Verbund mit den durchgehend behindertengerechten Garderoben und WCs können sich Rollstuhlfahrende damit frei im gesamten Erdgeschoss bewegen“, beschreibt Walter Achatz die deutlich verbesserte Barrierefreiheit.

Gleichzeitig ist das Haus nach dem Umbau auch ebenerdig über eine kleine Rampenanlage vom Brunnenhof der Residenz aus erreichbar: „Der dort gelegene Lift zum 1. Rang ist für Rollstuhlfahrende auf Anordnung der Feuerwehr allerdings nicht nutzbar“, so Walter Achatz weiter.

„Stattdessen lässt sich die Bestuhlung im Parkett jederzeit herausnehmen, so dass dort flexibel Plätze aus verschiedenen Preiskategorien für gehbehinderte Menschen zur Verfügung stehen. Und ebenso sind auch sowohl die Ticket- als auch die Abendkasse und der Informationsstand für den Rundgang bis zu einer Höhe von 70 cm unterfahrbar, so dass Rollstuhlfahrende hier bequem Zugang haben.“

Ausstattung der Induktionsanlage für Menschen mit Hörgerät oder mit Cochlea-Implantat

Zusätzlich zu diesen Maßnahmen wurde im Rahmen der Sanierung auf sämtlichen Plätzen eine Induktionsanlage unter dem Parkettboden integriert, so dass auch Menschen mit Hörgerät oder mit Cochlea-Implantat den Aufführungen problemlos zuhören und sich mit anderen darüber austauschen können:

„In enger Kooperation mit allen Beteiligten haben wir also pragmatische Lösungen gefunden, die die Ansprüche an Barrierefreiheit und Denkmalschutz sinnvoll zusammenführen“,

fasst Walter Achatz das Ergebnis zusammen.

 

Autorin: Eva Herrmann

Standort:

Cuvilliéstheater
Residenzstraße 1
80333 München

Mehr Informationen finden Sie auf der Seite des Cuvilliés-Theaters:
https://www.residenztheater.de/cuvillestheater