29.06.2023

Warum sind barrierefreie Videoplayer wichtig?

Digitale Barrierefreiheit

YouTube auf dem Handy und auf dem Laptop

Foto: Stiftung Pfennigparade

Fast alle Videos im Internet, die wir im Internet konsumieren, befinden sich auf großen Plattformen wie YouTube, Netflix oder Vimeo oder ähnlichen. YouTube alleine hat über zwei Milliarden Nutzende. Die großen Videoplattformen verfügen über eigene Videoplayer mit eigenen Funktionalitäten. Leider ist derzeit keiner der genannten Videoplayer vollständig barrierefrei. 

Dazu müssten sie nämlich die gesetzlichen Anforderungen erfüllen.

Was sind die Anforderungen an Videoplayer?

Die gesetzlichen Anforderungen an Videos sind in Europa in der europäischen Norm EN 301 549 festgehalten. Einerseits gibt es inhaltliche Anforderungen an barrierefreie Videos, wie das korrekte Schreiben von Untertiteln und Audiodeskriptionen, die Synchronität zwischen Untertiteln und Video und eine kontrastreiche Darstellung der Untertitel (bei eingebrannten Untertiteln). 

Daneben gibt es aber auch technische Anforderungen an den Videoplayer:

  • Alle Bedienelemente des Videoplayers müssen barrierefrei sein. Das bedeutet, dass man die Bedienelemente mit der Tastatur anspringen kann. Der visuelle Fokus sollte dabei gut sichtbar sein. Außerdem müssen alle Bedienelemente über barrierefrei Kontrastwerte verfügen (nach WCAG-Standard). Anstatt über Drag and Drop Gesten mit der Maus oder dem Finger vor- und zurückzuspulen, sind extra Buttons zum Anklicken hilfreich, die schrittweise vor- und zurückspulen.
  • Auch für Screenreadernutzende müssen alle Objekte identifizierbar Bedienelemente beschriftet sein. Der Videoplayer sollte also als Video erkannt werden (bei HTML 5 <video>). Zudem müssen alle Bedienelemente so benannt sein, dass sie für eine blinde Person mit einem Screenreader verständlich ausgegeben werden (über Alternativtexte). Wichtig für den Screenreader ist zudem, dass ein Video nicht automatisch abgespielt wird. Das Video würde sich mit der Ausgabe des Screenreaders überlagern.
  • Für die Audiodeskription sollte der Player ein entsprechendes AD-Bedienelemente haben oder die Möglichkeit bieten, eine Tonspur mit Audiodeskription in den Spracheinstellungen zu aktivieren. Wenn der Player diese Möglichkeit nicht bietet, kann man alternativ die Audiodeskription über ein extra Video zur Verfügung stellen.
  • Obwohl Untertitel auch in ein Video eingebrannt werden können, also dauerhaft sichtbar sind (open captions), sollte ein barrierefrei Player in der Lage sein über ein Bedienelement Untertitel zuzuschalten. Diese Untertitel sollten anpassbar sein. Dazu gehört die Anpassung der Schriftgröße, Schriftfarbe und Schriftart sowie eine an Anpassbarkeit der Deckkraft.

 

YouTube wird barrierefrei(er)

 

YouTube ist die größte Videoplattform der Welt. Daher sind dort Änderungen und Verbesserungen der Barrierefreiheit auch besonders aufmerksam zu betrachten. Einige Funktionalitäten gibt es schon länger, einige sind hinzugekommen oder haben sich verbessert.

Mit den letzten Änderungen des YouTube Players erfüllt Google nun die Forderung nach einer Anpassbarkeit der Untertitel. Dort kann man, wie gerade in den Anforderungen beschrieben, Veränderungen der Schriftgröße, -farbe und -art sowie der Deckkraft vornehmen.

Schon länger bietet YouTube die Funktionalität Untertitel hinzuzuschalten. Was außerdem zur Barrierefreiheit beiträgt, ist die Möglichkeit Untertitel automatisiert generieren zu lassen. Allerdings ist die Übersetzungsgenauigkeit schwankend und hängt stark von der sprechenden Person ab. Eine undeutliche Aussprache oder Dialekte werden schlechter verstanden und falsch in Untertitel überführt. Eine Überarbeitung der Untertitel ist also in der Regel notwendig.

Vollumfänglich barrierefrei ist YouTube leider noch nicht. Beispielsweise gibt es keine Möglichkeit, über einen Button vor- und zurückzuspulen. Dies ist vor allem problematisch für Menschen, die sich mit dem Ziehen einer Maus oder Wischgesten schwertun. Auch für Sprachsteuerungen ist diese Bedienung per Drag and Drop problematisch.

Auch nicht optimal ist die Tatsache, dass die Bedienelemente am Handy beim Abspielen des Videos verschwinden und so nicht mehr direkt anklickbar sind. Erst beim Antippen des Videos werden sie wieder sichtbar, verschwinden dann jedoch schnell wieder. Mit einer Sprachsteuerung ist das problematisch, weil man die Sprachbefehle nicht so schnell hintereinander ausführen kann. Die Bedienelemente sind meist verschwunden, bevor man das Element überhaupt per Sprache aktivieren kann.

Welche Player sind barrierefrei?

Besonders viel Auswahl hat man nicht, wenn man nach barrierefreien Playern sucht. Empfehlen können wir den barrierefreien Videoplayer der Aktion Mensch, den man herunterladen und auf seiner Webseite installieren kann. Ebenso empfehlenswert ist der Able Player, den man ebenfalls in Webseiten integrieren kann.

Fazit

 

Video-Content ist in den letzten Jahren aber immer wichtiger geworden und selbst öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten nutzen YouTube, um ihre Inhalte zu verbreiten. Der Großteil des weltweiten Video-Content wird also auf den großen Plattformen publiziert und konsumiert. Umso wichtiger wäre ein weiterer Fortschritt auf dem Gebiet der Barrierefreiheit. Am Beispiel der Videoplayer kann man also sehr gut sehen, wie wichtig Initiativen von Unternehmen sind, um Content allen Menschen zugänglich zu machen. 

 Autorin: Stiftung Pfennigparade

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