12.01.2023

Social Media barrierefrei gestalten

Digitale Barrierefreiheit

Auf dem Tisch liegen lauter Social-Media Icons

Foto: Stiftung Pfennigparade

„Auf Instagram bin nur sehr selten… Die Plattform lebt von Bildern und kaum jemand beschreibt die Bilder für Blinde Menschen.“,

sagt Andreas De Biasio (38). 

Eigentlich kennt sich Andreas De Biasio im Internet sehr gut aus. Er weiß was HTML ist und wie eine Webseite strukturiert sein sollte. Das muss er auch, schließlich testet er in der Werkstattgruppe Testlabor der Pfennigparade Webseiten auf digitale Barrierefreiheit. Im Internet nutzt er jedoch einen Bereich wenig: Social Media. Beim Posten wird nämlich selten auf die Bedürfnisse eingeschränkter Menschen geachtet. Als blinder Mensch ist Andreas De Biasio aber darauf angewiesen, dass Content speziell bearbeitet wird. Dafür bieten Social Media Netzwerke verschiedene Funktionalitäten.  

Social Media Plattformen enthalten Barrierefreiheitsfunktionen 

Die Integration von Funktionalitäten zur Unterstützung der Barrierefreiheit unterscheiden sich von Plattform zu Plattform. In der Regel gibt es dazu eine Dokumentierung: 

Inhalte müssen barrierefrei sein 

Neben der technischen Ebene, auf die man als Kanalbetreibende keinen Einfluss hat, gibt es auch die Redakteursebene. Beispielsweise kann man in vielen sozialen Netzwerken Alternativtexte für Bilder hinzufügen oder Untertitel in Videos hochladen. Es gilt also Inhalte zu schaffen, die für alle Einschränkungsarten zugänglich sind. Dies sind unsere Tipps, um Content barrierefrei zu machen: 

5 Tipps für barrierefreien Social Media Content 

  1. Alternativtexte: Social Media lebt von Bildern. Um Bilder barrierefrei zu gestalten, sollte ma Alternativtexte schreiben. Diese sollten den Kern des Inhalts beschreiben – also nur die wichtigen Informationen, die sehende Menschen auch wahrnehmen. Es gilt der Grundsatz: so kurz wie möglich, so lang wie nötig. Alternativtexte können in Plattformen wie Twitter, Facebook oder Instagram zu den Bildern hinzugefügt werden. Wo man dies macht, unterscheidet sich von Plattform zu Plattform. Wenn Sie wissen wollen, wie man Alternativtexte schreibt, schauen Sie in unser Merkblatt Alternativtexte (PDF, barrierefrei, 482 KB). 
    Achtung! Manche sozialen Netzwerke wie Facebook generieren Alternativtexte zwar automatisch mithilfe einer künstlichen Intelligenz, die Beschreibungen sind für blinde Menschen aber meist unbrauchbar. Man sollte Alternativtexte also auf jeden Fall selbst verfassen.  
  1. Textbasierte Alternativen für audiovisuelle Medien: dahinter verbirgt sich eine einfache Botschaft. Gehörlose Menschen benötigen für Medien wie Audio oder Videobeiträge eine Version, die Audio in Text überführt.  
    Audiobeiträge werden transkribiert: Diese Niederschrift des gesprochenen Wortes, das sogenannte Transkript, kann man nun auf zwei Weisen in den Post integrieren: zum einen könnte man das Transkript in die Post-Beschreibung setzen oder man nutzt die Funktionalität des Audioplayers ein Transkript direkt zu integrieren, wenn dieser so etwas anbietet. 
    Videobeiträge werden untertitelt: Manche Plattformen wie Facebook bieten hierfür die Funktion, Untertitel zu generieren. Für Plattformen wie Instagram, die keine Funktionalität zur Untertitelgenerierung haben, sollte man Videos mit Untertiteln versehen bevor man sie hochlädt. Eine Liste kostenloser Programme zur Untertitelerstellung finden Sie auf Netzwelt.de  
  1. Barrierefreies Design: Schrift- oder Infografiken sind auf Social-Media Kanälen sehr beliebt. Die wenigsten Contentproduzierenden wissen allerdings, dass bestimmte Personengruppen diese Inhalte nicht wahrnehmen können. Darunter fallen zum Beispiel farbfehlsichtige Menschen oder Menschen mit geringem Sehvermögen. Daher gibt es in der digitalen Barrierefreiheit standardisierte Grenzwerte, die einen ausreichenden Kontrast von Vorder- zum Hintergrund festlegen. Mithilfe von Tools kann man Farbkontraste messen oder barrierefreie Farbkombinationen generieren
    Tipp! Häufig ist das Farbschema Teil des Corporate Designs und zieht sich daher durch die gesamte Kommunikation. Überprüfen Sie in dem Zuge also die gesamte Corporate Identity.  
  1. Animationen: achten Sie darauf, bewegte Inhalte nicht zu unruhig zu gestalten. Schnelle Schnitte, unruhige Kamerafahrten, Oszillieren oder Flackern kann bei Menschen mit photosensitiver Epilepsie einen epileptischen Anfall auslösen. Natürlich muss deshalb nicht vollständig auf Animationen verzichten. Ruhigere Darstellungen sind aber für alle angenehmer zu rezipieren und für manche Menschen sind sie unbedingt notwendig. Hinweise zu Anfällen und physischen Reaktionen finden Sie in der WCAG und im BITV Test
  1. Verwendung von Sprache: Einfache Sprache – Sag es doch einfach“ ist leichter gesagt als getan. Wir drücken uns nämlich häufig komplizierter aus als wir müssten. Das wird vor allem für Menschen mit sprachlichen Defiziten zum Problem. Daher fordert das Behindertengleichstellungsgesetz Bayern (BayBGG) einfachen Satzbau und die Wahl geeigneter Wörter. Was man bei der Wahl der Sprache beachten kann, lesen Sie in unserem Artikel besonders leicht verständliche Sprache
    Auch Hashtags kann so gestalten, dass sie einfacher zu erkennen sind. Vor allem längere zusammengesetzte Wörter sind dabei ein Problem. Anstatt also #stiftungpfennigparade zu schreiben, sollte man immer den ersten Buchstaben des neuen Wortes groß schreiben: also #StiftungPfennigparade. Das erhöht die Übersichtlichkeit.
    Tipp: eine übersichtliche Gestaltung und der Einsatz Einfacher Sprache hilft nicht nur Menschen mit Einschränkungen, sondern allen Nutzenden. Gerade auf Social Media lohnt es sich, sich einfach auszudrücken. Die Aufmerksamkeitsspanne der Nutzenden ist gering und je kürzer und einprägsamer Texte sind, desto höher ist der Erfolg.  

Fazit 

In den letzten Jahren hat sich auch in punkto Barrierefreiheit auf Social Media einiges getan. Alternativtexte für Bilder beispielsweise lassen sich in die meisten Plattformen integrieren. Im Alltag gibt es allerdings noch Verbesserungsbedarf. LinkedIn oder TikTok haben nur wenige Funktionalitäten zur Unterstützung der Barrierefreiheit, Instagram bietet keine Möglichkeit Storys barrierefrei freizumachen und nur in YouTube kann man Untertitel direkt generieren. Facebook hat zwar viele Funktionalitäten, diese sind aber mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Beispielsweise lassen sich Alternativtexte bei geplanten Beiträgen einstellen, danach aber teilweise nicht wieder bearbeiten. Das Potenzial für die Plattformen ist also noch groß. Dabei kommt es aber auch auf die Content Erstellenden an, um Kanäle und Plattformen barrierefrei zu machen. Nur so können Menschen wie Andreas De Biasio soziale Netzwerke auch nutzen.

Autorin: Stiftung Pfennigparade

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