29.11.2023

Museum Signers: Barrierefreiheit für Gehörlose

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Das Logo der Museum Signers, bestehend aus einem geschwungenen M und zwei Händen, die sowohl ein S andeuten könnten als auch das Zeichen für die Gebärdensprache sind.

Foto: Museum Signers

Barrierefreiheit ist viel mehr als die Rampe am Eingang. Sie umfasst neben baulichen Maßnahmen auch die kulturelle Teilhabe für alle. Für taube Menschen bedeutet dies, in ihrer eigenen Sprache – der Deutschen Gebärdensprache, kurz DGS – zu kommunizieren. Dazu haben die Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern, der Gehörlosenverband München und Umland e.V. und das Kulturreferat der Landeshauptstadt München 2019 das Projekt „Museum Signers – Kunst- und Kulturvermittlung in Deutscher Gebärdensprache“ ins Leben gerufen. Dieses entwickelt sich sehr erfolgreich zu einem wichtigen Baustein im barrierefreien Kulturbetrieb.

Mitte Oktober stellte die Referentin Martina Odorfer, selbst Museum Signerin, im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung „Museen – divers und inklusiv“ der Bayerischen Museumsakademie die Fortschritte der Arbeit der Museum Signers vor. Sie selbst gebärdete dabei und wurde für das, der Gebärdensprache nicht mächtige, Publikum durch eine Gebärdensprachdolmetscherin übersetzt. Martina Odorfer ist taube Kunstvermittlerin und Museum Signerin der ersten Stunde. Gemeinsam mit anderen Museum Signers bietet sie regelmäßig Führungen in Deutscher Gebärdensprache in Museen, Galerien und Ausstellungsorten nach dem Peer-to-Peer-Prinzip für gehörlose Besucherinnen und Besucher an.

Die Museum Signerin Martina Odorfer während einer Führung im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke vor einer Herkules-Statue
Die Museum Signerin Martina Odorfer während einer Führung im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke vor einer Herkules-Statue.

Die Museum Signerin Martina Odorfer während einer Führung im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke vor einer Herkules-Statue

Foto: Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke

Die Deutsche Gebärdensprache wurde erst im Jahr 2002 als Sprache anerkannt, berichtet Martina Odorfer. Das ist umso erstaunlicher, als es sich nicht, wie viele Hörende vermuten, um eine direkte Übersetzung der einzelnen deutschen Wörter in Gebärden handelt, sondern um eine vollständige Sprache mit eigener Grammatik. Die Museum Signers sind keine Dolmetscherinnen und Dolmetscher in DGS, sondern gebärenden in ihrer Muttersprache.

Gerade Museen kommt eine wichtige Rolle zu, wenn es darum geht, Teilhabe für Alle zu ermöglichen. Hier werden bereits viele Maßnahmen im Rahmen der Barrierefreiheit umgesetzt, sowohl baulich als auch in der Ausstellungsgestaltung. „Für Gehörlose gibt es jedoch bislang nur sehr wenige Möglichkeiten, obwohl hier ebenfalls zahlreiche Barrieren den Museumsbesuch erschweren, vor allem natürlich im Bereich der Kommunikation“, heißt es auf der Website des Gehörlosenverbands München und Umland e.V. (GMU). Das betreffe beispielsweise die Willkommenskultur, erläutert Martina Odorfer. Nicht selten sei das Wach- und Kassenpersonal der Museen nicht ausreichend für die Kommunikation zwischen hörenden und tauben Menschen geschult. Gebärdensprachkurse für das Personal oder Begrüßungs- und Einführungsvideos im Eingangsbereich und natürlich auch auf der Website wären wünschenswert. Darüber hinaus wären Mediaguides in Deutscher Gebärdensprache als digitale Voraussetzung für eine uneingeschränkte Teilhabe wichtig, ebenso wie die Anpassung von Museumsinformationen und Ausstellungstexten sowie eine gesicherte Finanzierung der Angebote für Gehörlose mit Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern, die häufig nicht von den Museen getragen werden.

Das derzeitige Team der Museum Signers
Fünf Männer und fünf Frauen posieren in einer Reihe für ein Gruppenfoto. Sie lachen und kommunizieren teils per Handzeichen.

Das derzeitige Team der Museum Signers

Foto: Gehörlosenverband München und Umland e.V

Seit einigen Jahren werden durch die Museum Signers sehr erfolgreich unterschiedliche Führungen in Museen angeboten sowie Workshops und Diskussionsrunden durchgeführt, die dazu beitragen, nach und nach Kommunikationsbarrieren abzubauen. Filmisch dokumentiert, erweitern und ergänzen die Führungen das Angebot für Gehörlose auf den Internetseiten der Museen.

Neben den personengebundenen und den digitalen Angeboten für taube Besucherinnen und Besucher gibt es jedoch auch baulich-architektonische Aspekte, die berücksichtigt werden sollten, insbesondere gute Lichtverhältnisse. Abgestimmt auf die räumliche Konzeption und Gestaltung der Ausstellung müssen die gebärdenden Kunstvermittlerinnen und -vermittler in das richtige Licht gerückt werden, damit sie von den tauben Museumsbesucherinnen und -besuchern auch gut verstanden werden können.

Autorin: Bettina Sigmund

Aktuelle Termine der Museum Signers finden Sie unter:
https://www.gmu.de/museum-signers/termine-der-aktuellen-fuehrungen/

Weitere Informationen unter:
www.gmu.de/museum-signers

Wenn Sie Fragen rund um das Thema Barrierefreiheit für taube Menschen und insbesondere zum Thema Deaf Space (gehörlosengerechtes Bauen) haben, dann zögern Sie nicht, Kontakt mit der Beratungsstelle aufzunehmen.

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