Diversität ist eine Tatsache.
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Mit der Vielfalt der täglichen Bedarfe und Bedürfnisse aller Personen in einer teilhabeorientierten Gesellschaft und Kulturlandschaft umzugehen, ist für viele – trotz guten Willens und bereits vorzeigbarer Erfolge – immer wieder eine Herausforderung. Vor einigen Wochen fand unter dem Titel „Museen – divers und inklusiv“ im Münchner Stadtmuseum eine beeindruckende Fortbildung der Bayerischen Museumakademie statt. Dort versammelten sich Kulturvermittler und Kuratorinnen, Diversitätsmanagerinnen und Kunstpädagogen, Mitglieder von Fachgruppen für Barrierefreiheit und Inklusion, Impulsgeberinnen und Expertinnen – aller Couleur, jeden Alters, mit Migrationshintergrund und ohne, teils aus der LGBTIQ*-Community, mit und ohne Behinderungen – zum fachlichen Diskurs. Die fast zu einfach klingenden Erkenntnisse „Diversität ist eine Tatsache“ und „Diversität hat viele Dimensionen“ hallen noch immer nach. Ein Grund, noch einmal einen Blick zurück auf zwei sehr beindruckende und erstaunlich selbstkritische Veranstaltungstage im Münchner Stadtmuseum zu werfen.
„‚Kulturelle Teilhabe für alle und mit allen‘ bleibt ein unerfüllter Traum. Mit der gegenwärtigen Vielfalt umzugehen, scheint für viele Kultureinrichtungen eine Herausforderung zu sein. Obwohl sich die Kultur verpflichtet hat, teilhabeorientiert zu agieren, sich Einrichtungen ‚öffnen‘ wollen oder bereits auf dem Weg sind, sind Teilhabeungerechtigkeit und Diskriminierung weiterhin Bestandteil des Kulturerlebnisses,“
appelliert die Kulturmanagerin und -vermittlerin Nur Bakkar in ihrem Keynote-Vortrag. Sie fordert Barrierefreiheit nicht nur in baulicher Hinsicht, sondern versteht darunter besonders einen niedrigschwelligen Zugang zu Kulturangeboten für alle Menschen – unabhängig von Alter, Religion, Geschlecht, Nationalität, Behinderung oder Status. Denn die Teilhabe am nicht selten elitären Kulturbetrieb ist oft nur ein Privileg für wenige. Dies gilt es zu ändern, denn „wir brauchen eine sensible Kulturarbeit, die um die vielen Erlebnisse betroffener Menschen weiß. Die bereit ist, Ressourcen abzugeben und Fehler einzugestehen. Eine Kulturarbeit, die unserer Gesellschaft gerecht werden kann. Aber was fehlt? Wahrnehmung, Haltung, Handlung. Denn Veränderung beginngt bei uns. Auch das ist Diversität.“
Im Münchner Stadtmuseum wurden Einblicke in die Praxis der Fachstelle Inklusion gewährt und zudem unter den Aspekten Barrierefreiheit, Migrationsforschung und LGBTIQ*-Geschichte durch das Haus geführt. Das Deutsche Museum, das Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke und die Galerie Bezirk Oberbayern präsentierten jeweils im eigenen Haus ihre Konzepte zur inklusiven Ausstellungsgestaltung, -vermittlung und -kommunikation. Auf dem Podium und einem Projekte-Kaleidoskop berichteten und diskutierten Verantwortliche und Macherinnen der Berlinischen Galerie, der Fränkischen Freilandmuseen in Bad Windsheim und Fladungen, des Stadtmuseums und des Handwerksmuseums in Deggendorf, des Stadtmuseums Erlangen, des Historischen Museums Saar – um nur einige der teilnehmenden Häuser aufzuzählen – mit Lehrenden und Forschenden, mit Verbänden und Institutionen über den Soll- und Ist-Zustand von Barrierefreiheit und Inklusion in ihren Ausstellungen und Gebäuden. Alle sind sich einig: Diversitäts- und Inklusionsarbeit ist immer ein andauernder Prozess, bei dem es nie ein „Fertig“ geben wird. Dafür müssen Personal und Budget eingeplant werden, und alle Belange der Betroffenen müssen von Anfang an dauerhaft berücksichtigt werden.
Einige dieser Museen durfte die Beratungsstelle Barrierefreiheit bereits mit Rat und Tat auf ihrem Weg begleiten. Freuen Sie sich auf spannende Erfolgsgeschichten, die demnächst folgen.
Vielen Dank an die Bayerische Museumsakademie für diesen impulsgebenden interdisziplinären Austausch.
Autorin: Bettina Sigmund
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