6. Podcast-Folge: Wie die Stadt München digitale Barrieren überwindet
Podcast - Digitale Barrierefreiheit
Im Gespräch mit Patrick Winkler von der Landeshauptstadt München.
In Deutschland sind öffentliche Stellen dazu verpflichtet, sowohl die interne als auch die externe digitale Kommunikation barrierefrei zu gestalten. Die Zuständigen öffentlicher Stellen wissen aber häufig nicht, wie sie ein solches Thema anpacken können.
Wie kann man es also in einer öffentlichen Stelle schaffen, digitale Barrierefreiheit auf allen Ebenen zu planen und umzusetzen? Genau darüber sprechen wir mit Patrick Winkler von der Landeshauptstadt München. Er ist einer der Ansprechpartner, Wissensvermittler und Experte für alle Mitarbeitenden, wenn es um das Thema digitale Barrierefreiheit geht.
Patrick Winkler (Teaser - Auszug aus dem Interview): Da bekommen wir relativ viel Rückmeldung und viele Kolleginnen und Kollegen schildern uns eben: „Jetzt verstehe ich, warum es wichtig ist, beispielsweise ein ganz konkretes Beispiel, wieso es wichtig ist, Alternativtext bei einem Bild zu hinterlegen, wieso es wichtig ist, Formatierungsvorlagen zu verwenden, um den Text zu strukturieren und Text zu gliedern, wenn die gesagt, oftmals ist es so, dass nicht aus Bosheit nicht barrierefrei kommuniziert wird, sondern einfach beides Wissen, warum und wie fehlt.“
Alexandra Gödecke (Sprecherin - Anmoderation mit Musikuntermalung): Barriere? Los! Der Podcast für barrierefreie Lösungen im digitalen Raum.
Dennis Bruder: Hallo und willkommen zur neuen Folge von BarriereLos, dem Podcast zur Digitalen Barrierefreiheit. Mein Name ist Dennis Bruder und ich arbeite als Berater für die Beratungsstelle digitale Barrierefreiheit in Bayern. Wir werden häufig von öffentlichen Stellen wie Gemeinden oder Kommunen gefragt, wie man das Thema digitale Barrierefreiheit denn am besten anpacken kann. Und genau dazu haben wir mit unserem heutigen Gast gesprochen: sein Name ist Patrick Winkler und er arbeitet für die Landeshauptstadt München.
Ungenannte Sprecherin (Einspieler mit Musikuntermalung): Patrick Winkler ist Experte für Accessibility und agiles Projektmanagement bei der Landeshauptstadt München. Als Fachanalyst im Team Webmanagement ist er inhaltlich und strategisch für die barrierefreie Umsetzung von interner und externer Kommunikation zuständig. Außerdem ist er direkter Ansprechpartner für Mitarbeitende der Stadt München, wenn es um Fragen zur digitalen Barrierefreiheit geht.
Dennis Bruder: Digitale Barrierefreiheit betrifft ja vor allem auch öffentliche Stellen. Warum unternimmt denn die Landeshauptstadt München so viele Anstrengungen, barrierefreie Angebote zu schaffen?
Patrick Winkler: Also: Warum wir große Anstrengungen in dem Bereich, im Bereich der Digitalen Barrierefreiheit unternehmen, darauf gibt es eigentlich eine ganz einfache, eine ganz simple Antwort… und zwar, damit unsere digitalen Angebote für alle Menschen nutzbar sind und für alle Menschen heißt: Ganz unabhängig von Einschränkungen aller Art. Also: Wir möchten, dass unsere Information in der internen Kommunikation aller Kolleginnen und Kollegen und in der externen Kommunikation aller Bürgerinnen und Bürger erreicht und von diesem eben auch genutzt werden können und die Landeshauptstadt München hat deshalb sowohl in der Digitalisierungsstrategie als auch in der IT-Strategie dem ganzen Thema der Digitalen Barrierefreiheit viel Raum gewidmet und sich da zu großen Anstrengungen verpflichtet. Daneben gibt es aber auch eine ganz konkrete rechtliche Bewandtnis, weshalb wir das Ganze machen müssen. Also: Durch die bayerische E-Governmentverordnung haben die Bürgerinnen und Bürger eben auch einen konkret rechtlichen Anspruch darauf, dass wir mit ihnen digital barrierefrei kommunizieren. Also auch wieder ein ganz konkretes Beispiel: München.de als das offizielle Stadtportal für München. Hier müssen wir eben seit letztem Jahr eine Erklärung zur Digitalen Barrierefreiheit vorhalten und im Großen und Ganzen alle Inhalte digital barrierefrei bereitstellen.
Dennis Bruder: Ja. Dann haben wir auch gleich ein Stichwort genannt und das ist die „Bayerische E-Government-Verordnung“ und was das genau ist, das erklärt uns mal unsere Werkstattmitarbeiterin Alexandra Gödeke.
Alexandra Gödecke (Einspieler mit Musikuntermalung): Die Bayerische E-Government-Verordnung, kurz BayEGovV, regelt digitale Barrierefreiheit in Bayern. In der Verordnung können sich öffentliche Stellen des Bundeslandes Bayern informieren, ob sie die Anforderungen an die digitale Barrierefreiheit erfüllen müssen. Außerdem ist dort vermerkt, was umgesetzt werden muss.
Alexandra Gödecke (Einspieler mit Musikuntermalung): Für öffentliche Stellen des Bundes gilt die Barrierefreien-Informationstechnik-Verordnung, kurz BITV. Diese besagt unter anderem, dass öffentliche Stellen in Deutschland ihre digitale Kommunikation zugänglich gestalten müssen. Die bayerische Verordnung bezieht sich in weiten Teilen auf die bundesweite BITV-Verordnung.
Dennis Bruder: Ja, Herr Winkler, Sie haben ja gesagt, dass Sie das Thema sehr zentral aufgehangen haben innerhalb der Landeshauptstadt München. Können Sie mal ein bisschen konkreter werden: Was haben Sie da alles unternommen?
Patrick Winkler: Ja. Gerne. Also: Wir haben relativ viele Maßnahmen angepackt. Ganz wichtig noch vorab und das gilt eigentlich auch für die anderen Fragen im heutigen Podcast: In der LHM, also in der Landeshauptstadt München arbeiten ja mehr als vierzigtausend Beschäftigte und wir haben da in den einzelnen Referaten ganz viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die sich an ganz unterschiedlichen Stellen mit verschiedenen Facetten der Digitalen Barrierefreiheit beschäftigen. Ich kann heute nur für das Team gesamtstädtisches Webmanagement sprechen und wir als Team, wir sind eben die stadtweit zuständige Stelle für alle Fragen zur Digitalen Barrierefreiheit und deren inhaltliche strategische Umsetzung sowohl bei intern als auch bei extern Touchpoints nenne ich es mal. In dem Wort „Team“ steckt auch schon darin: Ich mache das nicht alleine, sondern ich spreche für unser gesamtes Team. Von dem Team als Ganzes, denn Digitale Barrierefreiheit ist bei uns Teamarbeit und wird von mehreren Kolleginnen und Kollegen im Team bearbeitet. Also: Was haben wir konkret unternommen? Beispiel: Für das stadtweite Socialinternet, das heißt „Wilma“, also das Intranet der Stadtverwaltung: Da haben wir eine Checkliste erstellt und diese soll eben dabei helfen, wie Beiträge in der Checkliste barrierefrei erstellt werden können. Auch wieder mit dem Hintergrund, dass diese Information dann eben alle Kolleginnen und Kollegen erreichen. Das Gleiche haben wir auch für die Erstellung von barrierefreien Dokumenten gemacht, also wir haben Anleitung erstellt für barrierearme PDF-Dokumente und damit auch ein Mindeststandard definiert, der jetzt auch stadtweit verbindlich ist. Beim Stadtportal München.de da findet derzeit ein großer Relaunch statt und in dem Zuge ist auch, spielt auch Digitale Barrierefreiheit eine ganz wichtige Rolle. Also: Das neue München.de-Angebot, das wird auch nach BITV-2.0 getestet und gelabelt werden und entsprechend werden ganz viele Aspekte der Digitalen Barrierefreiheit da Berücksichtigung finden. Auch auf München.de findet sich schon jetzt ein großes Parallelangebot in Leichter Sprache. Das wird sukzessive auch immer weiter ausgebaut. Also für das Thema „Corona“ zum Beispiel: Da gibt es schon wahnsinnig viel in Leichter Sprache, das auf München.de zu finden gibt und das wurde von den Usern von München.de auch sehr gut angenommen. Ein weiteres Projekt ist der Aufbau eines Testpools innerhalb der Stadtverwaltung und dabei testen Kolleginnen und Kollegen, die eben selbst von Einschränkungen betroffen sind, neue Systeme, Webseiten, Apps oder andere Programme auf Digitale Barrierefreiheit. Also: Das ganze läuft so ein bisschen nach dem Motto: „Menschen mit Einschränkungen sind die besten Experten und Expertinnen in der eigenen Sache.“ Zudem befinden sich ein Maßnahmenkatalog sowie eine verbindliche stadtweite Richtlinie zur Digitalen Barrierefreiheit derzeit in Arbeit und als letzte Maßnahme würde ich noch beschreiben last but noch least: Wir haben dieses Jahr das erste Onlineseminar „Digitale Barrierefreiheit“ im Fortbildungsprogramm von der Landeshauptstadt München gestartet. Da handelt sich um ein Webex-Seminar. Das ist im Prinzip eine Einführung in die Basics, also die Grundlagen der Digitalen Barrierefreiheit. Das kann von allen Mitarbeitenden der Landeshauptstadt München besucht werden mit dem Angebot, das wir auch im nächsten Jahr weiterentwickeln und ergänzen wollen. Da haben wir uns den Auftrag gegeben, dass wir den Kolleginnen und Kollegen eben für die ganze Thematik sensibilisieren möchten. Also: Warum ist denn Barrierefreiheit auch im digitalen Bereich sehr wichtig? Da gibt es auch ganz viele konkrete Beispiele aus der Praxis, denn oftmals ist es so unserer Erfahrung nach: Das ist gar nicht mal so, dass aus Bosheit nicht barrierefrei kommuniziert wird oder aus böser Absicht, sondern oftmals einfach das Wissen: „Warum und wie?“ fehlt und ganz allgemein gesprochen: Bei all diesen Maßnahmen: Unser Ziel ist es, alle Angebote möglichst solide aufzustellen was Barrierefreiheit betrifft und natürlich dafür zu sorgen, dass zukünftige Entwicklungen und Beschaffungen dieses wichtige Thema einfach mitdenken und zwar von Anfang an mitdenken.
Dennis Bruder: Also: Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, ist es sehr zentral aufgehängt und geht vor allem auch viel um „Interne Kommunikation“. Was haben Sie denn dafür einen Eindruck? Wird es gut angenommen und vielleicht noch eine Anschlussfrage, wie stellen Sie da die Qualität dann auch sicher, dass das auch weiterhin befolgt wird, was Sie da somit auf den Weg geben?
Patrick Winkler: Ja. Also: Wir kriegen relativ viel Rückmeldung von den Kolleginnen und Kollegen insbesondere zum Seminar, das wir neu angeboten haben, aber auch zu der Checkliste auf die Arbeit in Wilma. Ich habe vorhin schon kurz gesagt: Wilma: Das ist das stadtweite Socialintranet, also das Intranet der Stadtverwaltung und da gibt es eben auch einen ganz klaren Fokus. Da gibt es viele Anleitungen. Wir versuchen auch, es so einfach wie möglich zu halten, damit eben allen Kollegin/einem Kollegen ermöglicht wird, barrierefrei zu kommunizieren und dabei möglichst, ohne dass sie sehr viel Aufwand haben. Da bekommen wir relativ viel Rückmeldung und viele Kolleginnen und Kollegen schildern uns eben: „Jetzt verstehe ich, warum es wichtig ist, beispielsweise ein ganz konkretes Beispiel, wieso es wichtig ist, Alternativtext bei einem Bild zu hinterlegen, wieso es wichtig ist, Formatierungsvorlagen zu verwenden, um den Text zu strukturieren und Text zu gliedern, wenn die gesagt, oftmals ist es so, dass nicht aus Bosheit nicht barrierefrei kommuniziert wird, sondern einfach beides Wissen, warum und wie fehlt.“
Dennis Bruder: Haben Sie da auch die Möglichkeit, irgendwie Feedbackschleifen einzubauen? Also quasi: Sie stehen da bei Fragen, nehme ich an, immer zur Verfügung und das ist, nehme ich auch an, Teil der Qualitätssicherung, oder?
Patrick Winkler: Genau. Also: Wir stehen als Ansprechpersonen immer zur Verfügung und wir versuchen, also wir haben bewusst Expertinnen und Experten von außen hinzuzuziehen, aber auch aus der Stadtverwaltung selbst. Also: Wir haben einige Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die auch selbst eine Einschränkung haben, selbst eine Behinderung haben und mit denen arbeiten wir eben genauso wie mit externen Partnerinnen und Partnern zusammen, um da das optimale Ergebnis zu erreichen.
Dennis Bruder: Welche Hilfen gibt es ganz konkret für Mitarbeitende im Alltag bei der Landeshauptstadt München, um mehr Barrierefreiheit zu ermöglichen?
Patrick Winkler: Also: Ganz konkret, schon angesprochen, die Checkliste und die Anleitungen also für die, für das Einstellen von Beiträgen in das Intranet, gibt es eine ganz konkrete Checkliste, wie man barrierefrei Inhalte in Wilma präsentieren kann, eben Anleitungen zur Erstellung von barrierearmen, barrierefreien PDF-Dokumenten und auch schon angesprochen wurde auch der Testpool. Hier helfen eben Mitarbeitende mit Einschränkungen aus der Landeshauptstadt München anderen Kolleginnen und Kollegen ohne Einschränkung dabei, ihr Projekt möglichst digital barrierefrei zu gestalten.
Dennis Bruder: Wie kann man sich diesen Testpool denn genau vorstellen? Also: Ist es eine Gruppe, die sich zusammensetzt oder sind das überall Leute, die bei bestimmten Projekten hinzugezogen werden?
Patrick Winkler: Also: Ganz konkret haben sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeldet, die eine Einschränkung haben. Also zum Beispiel haben sich blinde Nutzerinnen und Nutzer gemeldet, auch höreingeschränkte Nutzerinnen und Nutzer und wenn jetzt ein Programmverantwortlicher, wenn irgendein Mitarbeiter/blinde Mitarbeiterin auf uns zukommt und sagt: „Ich habe da diese Webseite oder ich habe da diese Anwendung, ich habe da diese App und ich möchte gerne mal testen, ob unser Angebot momentan für blinde Nutzerinnen und Nutzer gut erkennbar, gut ausgelesen werden kann.“ und dann würden wir in dem Fall eben Jemanden aus dem Testpool, der sich gemeldet hat und gerne an der Weiterentwicklung der Digitalen Barrierefreiheit mitarbeitet, mit diesem Programm sozusagen matchen. Also: Diese Kollegin/dieser Kollege würde dann mit dem Screen Reader die Anwendung oder die App aufrufen und da sozusagen einen Test dann durchführen und am Ende würde der Programmverantwortliche, der Programmmanager der Anwendung ein Testergebnis bekommen, wo es heißt: „OK. Da und da gibt es noch Probleme. Da waren die Informationen nicht abrufbar. Da hat es nicht geklappt. Das klappt aber schon ganz gut und aufgrund dieses Feedbacks oder aufgrund dieser Ergebnisse kann eben die Anwendung verbessert werden und damit digital barrierefrei gemacht werden.
Dennis Bruder: Jetzt ist das Thema „Digitale Barrierefreiheit“ ja eigentlich schon relativ lang bei der Landeshauptstadt München. Können Sie mal vielleicht ein paar Beispiele nennen, was auch über die Zeit vielleicht nicht so gut geklappt hat und wie Sie das auch verbessert haben.
Patrick Winkler: Also: Da gibt es zahlreiche Beispiele. Ganz klar bei Digitaler Barrierefreiheit: Da handelt es sich ja um einen stetigen Prozess, der auch quasi nie abgeschlossen sein wird. Also: Allein, weil die technische Entwicklung immer weiterläuft. Also: Wenn wir jetzt daran denken, wie Webseiten vor zehn Jahren ausgesehen haben, oder was sich im App-Bereich getan hat, das ist ja überhaupt kein Vergleich zu heute und da muss sich auch Digitale Barrierefreiheit immer wieder anpassen, weiterentwickeln und einfach auch Schritt halten, um Schritt halten zu können mit den Neuerungen im digitalen Bereich. Also, ganz konkret: Wenn wir jetzt, nehmen wir das Beispiel unseres stadtweiten Socialintranets Wilma, wenn wir daran denken, da gab es immer wieder mal Beispiele, wo bestimmte Funktionen, Funktionalitäten zunächst einfach nicht digital barrierefrei waren. Oft haben uns da Kolleginnen und Kollegen mit Einschränkungen selbst darauf angesprochen. Manchmal haben wir es auch so entdeckt und wir haben dann versucht, mit dem Hersteller des Produkts gemeinsam eine Lösung zu finden und das Ganze in der Regel dann wiederum mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen getestet und Wilma damit eigentlich suggestiv immer weiter barrierefrei gemacht. Das ist eben auch ganz wichtig zu sagen: Es gibt also nicht das perfekte System oder selten gibt es ein wirklich perfektes System, sondern wichtig ist eigentlich immer die Bereitschaft weiter daran zu arbeiten, diesem Zustand, den man wahrscheinlich doch nie erreicht, zumindest immer stückweit näher zu kommen.
Dennis Bruder: Gab es mal ein überraschendes Ergebnis, das Sie über die Jahre mitgenommen haben?
Patrick Winkler: Also: Was für mich überraschend war, ist, dass Digitale Barrierefreiheit eigentlich Allen nutzt. Also: Nicht nur den Kolleginnen und Kollegen oder Bürgerinnen und Bürgern mit einer Einschränkung, die sind natürlich in hohem Maße darauf angewiesen, sondern eben Allen. Also: Man könnte ja denken: Man macht diese ganzen Maßnahmen, diese ganzen Anstrengungen im Bereich der Digitalen Barrierefreiheit für die X Prozent Leute, die irgendeine Behinderung, irgendeine Einschränkung haben und meine, mein überraschendes Ergebnis war eigentlich, dass wenn man digitaler Barrierefreiheit umsetzt, dass es nicht nur dieser Gruppe mit Einschränkung, mit einer Behinderung nutzt, sondern Allen. Also: Wenn Sie beispielsweise einen Text mit Zwischenüberschriften als Formatvorlage formatieren und dann strukturieren oder wenn bei der Bildauswahl bestimmte Dinge beachtet werden oder bei Abkürzungen, dann kommt am Ende eigentlich immer ein Text dabei heraus, der für Alle besser lesbar ist oder jetzt eben ganz allgemein gesprochen, wenn Programme und Anwendungen leichter bedienbar sind, wenn man sich da Gedanken gemacht hat: Wie können die möglichst gut und einfach intuitiv bedient werden? Oder wenn der Kontrast mitgedacht wurde und so weiter wird ein Produkt eigentlich nicht schlechter, sondern immer besser. Also: Man darf auch Digitale Barrierefreiheit nicht als etwas betrachten, quasi, das ein zusätzlicher Aufwand darstellt, den man für eine ganz kleine Gruppe von Usern macht. Nein. Es ist etwas, das unverzichtbar ist für eine kleine Gruppe von Usern, aber für Alle einen großen Nutzen mit sich bringt.
Dennis Bruder: Ja, das ist auch ein Thema. Das ist auch etwas, was wir immer so weiterkommunizieren und ich meine, das kennt ja eigentlich jeder auch bei seiner eigenen Nutzung wahrscheinlich, wenn man jetzt, keine Ahnung, mit dem Handy mal draußen unterwegs ist und man hat jetzt eine super gleißende Sonneneinstrahlung, dann sieht man halt auch wenig und da sind manche Apps eine ziemliche Katastrophe, wenn eben die Kontrastverhältnisse nicht stimmen und bei manchen merkt man das einfach, dass es dann doch besser geht und wo man es wirklich auch oft merkt, das sind einfach Videos, wenn die untertitelt sind, dann kann man die auch mal ohne Ton hören, auch, wenn man in einer Bahn sitzt. Also: Das sind so mal ganz plakative Beispiele, die sich auch jeder gut vorstellen kann, dass Digitale Barrierefreiheit natürlich in erster Linie für manche Menschen halt unerlässlich ist, aber dann am Ende doch eine ganze Menge Leute dann etwas bringen.
Patrick Winkler: Absolut. Also: Uns berichten auch oft Kolleginnen und Kollegen, die zum Beispiel einen Unfall hatten und dann für eine Zeit, sagen wir mal, für zwei Wochen oder so, vielleicht den Arm oder die Arme nicht so gut benutzen können, dass sie dann überhaupt das erste Mal in die Lage kommen, dass sie sagen: Oh, also, wenn ein Produkt über die Tastatursprachsteuerung oder wie auch immer gut ansprechbar ist, dann merke ich erstmal: Das ist erstmal sehr wichtig und natürlich wird da auch ein bisschen wieder sensibilisiert, wie es in bestimmten Gruppen mit einer motorischen Einschränkung beispielsweise immerzu geht, aber viele, die dann auch sagen: Ja klar. Also: Dann merke ich dann erstmal, wie wichtig das Ganze ist.
Dennis Bruder: Ja. Dann sind wir fast schon am Ende. Ich hätte jetzt noch eine letzte Frage… und zwar ist die Landeshauptstadt München doch eine recht große öffentliche Stelle und wir kriegen von der Beratungsstelle häufig natürlich Anfragen von deutlich kleineren Gemeinden oder Kommunen oder anderen öffentlichen Stellen. Haben sie da trotzdem einen Tipp, was man, wie man das Thema überhaupt erstmal anpacken kann und bei sich aufhängen kann?
Patrick Winkler: Also: Wichtig ist meiner Erfahrung nach direkt Kolleginnen und Kollegen mit Einschränkung einzubeziehen. Also: Meistens sind einfach Menschen, die eine Einschränkung haben, schon solche Experten/Expertinnen geworden in dem Feld, wie man selbst eigentlich nur schwer werden kann. Da fällt mir auch ganz spontan das Stichwort „Co-Creation“ ein, also „„Co-Creation““ steht ja für „Kreative Kollaboration“, also gemeint ist, dass diejenigen an Entwicklungen von einem Produkt oder einem Service teilhaben, die davon betroffen sind. Also: In der Regel sind damit die Kunden gemeint, aber in dem Fall eben die Menschen mit Einschränkungen. Also: Die Menschen, die auf Digitale Barrierefreiheit wirklich in hohem Maße angewiesen sind, das sind oft die absoluten Experten auch zu dem Thema und da ist es wichtig, diese miteinzubeziehen. Jetzt ist es natürlich klar, dass vielleicht in kleineren Kommunen oder kleineren Organisationen nicht immer ein großer Pool an Menschen arbeitet mit gewissen Einschränkungen, die man auch direkt einbeziehen kann. Deswegen würde ich darüber hinaus noch sagen: Wichtig ist auch, vielleicht externe Partnerinnen und Partner miteinzubeziehen. Schlichtweg auch schon aus dem Grund, weil man dann auch nochmal den Blick von außen bekommt, der immer wertvoll ist, der immer wichtig ist und ebenfalls als wichtig erachte ich, dass das Thema zentral irgendwo aufgesetzt und besetzt wird. Also, dass das Thema auch zentral Aufmerksamkeit bekommt und Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zur Verfügung stehen, die ja letztlich so die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder auch den Bürgerinnen und Bürgern als Ansprechperson zur Verfügung stehen. Das ist auch ganz wichtig, dass man dieses Feedback aufgreifen kann, weil nur damit oder nur dadurch kann man im Prinzip weitere Punkte angehen und sieht, wo vielleicht auch noch Baustellen sind, an denen man arbeiten kann.
Dennis Bruder: Ja. Wunderbar, Herr Winkler. Genau. Da wollte ich noch dazu kurz erwähnen: Externe Anbieter: Wir haben auf der Webseite der Beratungsstelle Barrierefreiheit ein Anbieterverzeichnis. Da gibt es in verschiedenen Rubriken ganz verschiedene Anbieter, die zum Beispiel sich mit der Erstellung barrierefreier PDFs beschäftigen oder Zertifizierungen für Webseiten machen. Alles Mögliche, falls jemand interessiert ist, also ein Hörer des Podcasts, eine Hörerin des Podcasts dann gerne einfach mal auf die Webseite der Beratungsstelle schauen. Wir verlinken das natürlich in den Shownotes.
Dennis Bruder: Ja. Das war es auch schon für dieses Mal. Dann bedanke ich mich Herr Winkler bei Ihnen.
Patrick Winkler: Ja. Vielen Dank, dass ich Gast im Podcast sein durfte.
Dennis Bruder: Gerne. War super informativ. Danke. Wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns eine Bewertung da und folgt unserem Kanal und wenn ihr selbst Fragen zur Digitalen Barrierefreiheit habt, geht auf die Webseite der Beratungsstelle Barrierefreiheit in Bayern.
Dennis Bruder (Aboderation mit Musikuntermalung): Wenn euch die Folge gefallen hat, lasst uns eine Bewertung da und folgt unserem Kanal. Wenn ihr selbst Fragen zur Digitalen Barrierefreiheit habt, geht auf die Webseite der Beratungsstelle Barrierefreiheit in Bayern. Den Link dazu findet ihr in den Shownotes. Da findet ihr auch alles Weitere zur Folge. Der Podcast wird gefördert vom Freistaat Bayern und ist Teil von Bayern Barrierefrei. Dann bis zur nächsten Folge von Barriere-Los.
Unseren Podcast finden Sie auf den bekannten Podcast-Plattformen Amazon Music, Apple Podcast und Spotify
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