08/2019 Wie viel Technik braucht der Mensch?
Klimaschutz
"Wir sind im Begriff, aus unserer Um-Welt eine Un-Welt zu machen."
Ernst Ferstl, Lehrer und Schriftsteller
Vertrauen ist gut, Kontrolle wäre besser
Beschwerden über das Raumklima finden sich an allen Arbeitsplätzen. Das Großraumbüro, in dem individuelle Raumwahrnehmungen aufeinanderprallen, ist nur ein Beispiel. Davon abgesehen werden definierte Mindestanforderungen, sei es an die Temperatur oder an den Luftwechsel, oft nur auf dem Papier erfüllt. Die Einstellungen werden weder überwacht noch an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst. Man muss sich also nicht wundern, wenn der Energieverbrauch in Gebäuden trotz innovativer technischer Gebäudeausstattung nicht maßgeblich sinkt.
Eine Basis für Effizienz in der Gebäudetechnik schaffen
Voraussetzung für die Vermeidung unnötigen Energieverbrauchs und die Verhinderung von Rebound-Effekten ist eine grundlegende und umfassende Bedarfsplanung vor Projekt- oder Sanierungsbeginn: abgestimmt auf die Anforderungen des Standorts, des Gebäudes, der Nutzung und der Nutzer. Gebäudehülle und -kubatur sowie die Optimierung des sommerlichen Wärmeschutzes sind weitere Stellschrauben, den Energiebedarf zu reduzieren. Erst eine energieeffiziente Planung in Kombination mit der auf das Gebäude und die Nutzer abgestimmten Anlagentechnik vermeidet Zusatzenergie für die Kühlung im Sommer. Wichtig sind hierbei das funktionale Zusammenspiel und die Optimierung der meist unterschiedlichen Systeme auf die Anforderungen. Und zu guter Letzt sind, neben der Einbindung des Betreibers und der Nutzer, Monitoring und Qualitätsmanagement des Anlagensystems unabdingbar.
Eine branchenübergreifende Lösung: Transparenz und Kommunikation
Energiemonitoring – das heißt eine kontinuierliche Erfassung der Energieverbräuche über geeignete Sensorik und die Sichtbarmachung in nutzungsbezogenen Diagrammen - ist im industriellen Bereich als Bestandteil eines oft schon verpflichtenden Kontrollsystems etabliert. Dies funktioniert dann, wenn die Schnittstellen der unterschiedlichen Systeme aufeinander abgestimmt sind. Kommerzielle Systeme sind inzwischen so komfortabel, dass bei „Ausreißern“, also ungewöhnlichen Verbräuchen, die "Schwachstelle" sofort lokalisiert werden kann. Darüber hinaus können vorbeugende Maßnahmen für Anlage, Gebäude und Nutzer ergriffen und Schäden am Gerät gering gehalten werden. Sind diese Systeme gut eingeführt und sinnvoll betrieben, sparen sie eine Menge Geld, Ärger und CO2.
Fazit
Wir können einen hohen Standard in der Gebäudeleittechnik realisieren – das zeigen heute schon zahlreiche Projekte. Die praktische Umsetzung ist jedoch nicht einfach: jedes Projekt muss individuell konzipiert, ausgearbeitet und langfristig begleitet werden. Für ein gelingendes Zusammenspiel von Gebäude, Technik und Nutzer sind frühzeitige Planung, gute Kommunikation und umfassendes Know-How gefragt.
Die "Beratungsstelle Energieeffizienz und Nachhaltigkeit – BEN" bietet kostenfreie und neutrale Erstberatungen auch rund um die energetische Optimierung und die Qualitätssicherung der Gebäudeperformance an.
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Im Leitfaden "Nachhaltigkeit gestalten" finden Sie relevante Informationen und Hilfestellungen für Bauherren, Planer und Betreiber zur energetischen Konzeption vor Projektbeginn, während der Planungsphasen bis hin zum Gebäudebetrieb. Sie können die Publikation als pdf downloaden oder kostenfrei bestellen. Weitere Informationen finden Sie hier.
Wie sind Ihre Projekterfahrungen mit der technischen Gebäudeausstattung? Wie sieht es an Ihrem Arbeitsplatz aus? Welche Argumente zählen bei Bauherren und Fachplanern? Was sagen die Nutzer? Diskutieren Sie mit uns über die Kommentarfunktion unten auf dieser Seite!
Autorin: Dr. Hermine Hitzler, BEN
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