05/2023 Natürlich klimagerecht und vielfältig
Klimaschutz
"Lentius, profundius, suavius – lateinisch für langsamer, tiefgründiger, sanfter – sollte künftig für das Bauen das Leitbild sein."
Prof. Ingrid Schegk
Aktuelle Seminarreihe zu "natürlich klimagerecht und vielfältig":
29.06.2023 Artenvielfalt und Biodiversität
25.07.2023 Partizipation und soziale Teilhabe
28.09.2023 klimasensinble Betrachtung von Baustoffen und Bauabläufen
05.10.2023 Böden als Lebensraum
26.10.2023 Wassersensible und hitzeangepasste Siedlungsentwicklung
Einen Überblick über die Themen- und Handlungsbereiche der Seminarreihe und Informationen zur Rolle der Planenenden beim klimagerechten Planen und Bauen finden Sie über die:
>>> Aufzeichnung der BEN Auftaktveranstaltung zur Seminarreihe "natürlich klimagerecht und vielfältig"
Wir erleben weltweit nicht nur einen beschleunigten Rückgang der Vielfalt der Arten, sondern auch der Vielfalt der Lebensräume und vor allem eine dramatische Abnahme der Anzahl der Individuen in Fauna und Flora. Diese drei Kriterien der "Biodiversität" stehen wechselseitig in Beziehung: eine Reduzierung naturnaher Lebensräume zum Beispiel zieht einen Rückgang der Artenanzahl und der Individuenzahl nach sich. Das Artensterben geschieht inzwischen bis zu einhundertmal schneller als in den letzten zehn Millionen Jahren.
Was haben diese schwer verdaulichen Aussagen im DAB und im BEN-Blog zu suchen? Der Bezug liegt leider in der Erkenntnis, dass diese Biodiversitätskrise im engen Zusammenhang mit der Klimakrise steht – beide geschehen gleichzeitig und bedingen einander wechselseitig. Geschädigte Ökosysteme leisten kaum Beitrag zur CO2-Bindung oder Kühlung und erzeugen wenig Sauerstoff. Dies trägt weder zur Reduzierung der Klimaveränderung noch zur Anpassung an den Klimawandel bei. Die Veränderungen, die der Klimawandel wiederum mit der Zunahme an Hitze, Trockenheit, Dürre, Wasserknappheit, Starkregen, Sturzfluten, Stürmen, Abschmelzen des polaren Eises und dem Anstieg des Meereswasserspiegels mit sich bringt, beschleunigt darüber hinaus den Verlust an Biodiversität.
Zweifelnde mögen anführen, dass durch den Klimawandel ausgelöste veränderte Lebensbedingungen zu einer hohen Anpassungsdynamik der Ökosysteme führen werden, entsprechend des Prinzips der Evolution. Dieses Argument ist prinzipiell richtig, kann jedoch durch die nie dagewesene Geschwindigkeit des Biodiversitätsverlustes (und die damit verbundene Krise für die Ernährung der Erdbevölkerung) zurückgewiesen werden. Belastend hinzu kommen die Prognosen, wonach zwischen 3,3 und 3,6 Milliarden Menschen (von über 8 Milliarden) in Regionen leben, die "hoch verwundbar" sind.
Leider hat die Klimakrise systemisch mit den Berufsfeldern der Bauwirtschaft zu tun. Laut einem UN-Bericht liegt der Treibhausgasausstoß in diesem Sektor mit inzwischen 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen auf Rekordniveau und hinkt damit den im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegten Zielen hinterher. Die Klimarelevanz des Planen, Bauen und Betreibens von Gebäuden ist also bekannt. Erforderlich erscheint jedoch nicht nur ein "Drehen an Einzelschrauben", sondern ein grundlegendes Hinterfragen des beruflichen Verständnisses und der Herangehensweisen. Denn um die Erderwärmung zu begrenzen, ist es laut Bericht des Weltklimarats vom 20.03.2023 nötig, dass in der Summe keine CO2-Emissionen mehr entstehen.
Ein systemischer Wechsel hin zu Suffizienz, Effizienz und Intelligenz ist also unabdinglich. Dieser kann gelingen mittels natürlicher und systemübergreifender Herangehensweisen: z.B. müssen der Erhalt biologischer Vielfalt, die Verknüpfung von Klimaschutz und Klimaanpassung und die Förderung der naturnahen Landschaften selbstverständliche Prämissen des Planens und Bauens werden. In den Handlungsfeldern Vegetation, Wasser, Böden, Lebensräume und Materialverwendung können mit geringem Energieeinsatz und naturnahen Bauweisen hocheffiziente Synergieeffekte erzielt werden, die sich gegenseitig ermöglichen, fördern und erhalten.
Wie dies angegangen werden und gelingen kann, dem wird sich die After-Work-Reihe der Akademie für Fort- und Weiterbildung der Bayerischen Architektenkammer "Natürlich klimagerecht und vielfältig – Planung und Umsetzung in Freiraum und Stadtplanung" widmen: mit dem Fokus auf die relevanten Themenbereiche Artenvielfalt und Biodiversität, Böden als Lebensraum, Bauprozesse und Materialien, Wassersensible Siedlungsentwicklung, Partizipation und soziale Teilhabe. Wir freuen uns, Sie dort zu treffen zu Austausch und Diskussion!
Den Auftakt der After-Work-Reihe bildet das kostenfreie online BEN-Update "Natürlich klimagerecht und vielfältig – Planung und Umsetzung in Freiraum und Stadtplanung" am Mittwoch, 24.05.2023 von 16:00 – 17:30 Uhr (Link zur Anmeldung) mit Informationen und Vorträgen aus Theorie und Praxis!
Für alle allgemeinen oder projektbezogenen Fragen kommen Sie gerne auf die Berater der BEN zu: www.byak-ben.de; T: 089 139880 88; ben@byak.de
Autor: Andreas Rockinger
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