09.08.2022

Die richtige Schriftgröße auswählen

Digitale Barrierefreiheit

Wussten Sie, dass Schriftgröße nicht gleich Schriftgröße ist? Ob man einen Text gut lesen kann, hängt mit der Schriftart zusammen, mit der Wahl des Mediums auf dem man liest, mit dem Abstand zum Text sowie mit der eigenen Sehschärfe.

eine Frau zeigt auf ein Flipchart mit verschiedenen Schriftgrößen

Warum ist Schriftgröße wichtig?

In der digitalen Barrierefreiheit werden blinde Menschen häufig in den Fokus gerückt. Die Zielgruppen sind aber vielfältig. Einschränkungsarten betreffen das Sehen, Hören, Bewegen, Verstehen und Sprechen. Die Anzahl seheingeschränkter Menschen ist beispielsweise deutlich höher als die Anzahl blinder Menschen. So müssen altersbedingte Einschränkungen, wie der Verlust der vollen Sehkraft, im Kontext digitale Barrierefreiheit ebenfalls mitgedacht werden.

Wovon hängt Leserlichkeit der Schriftgröße ab?

Je nach Formprinzip der Schriftarten kann die Schriftgestaltung stark variieren. Times New Roman ist beispielsweise kleiner und gedrungener als Arial. Um Vergleichbarkeit zu schaffen bezieht sich das Maß auf den Platz, den eine Schriftart im Verhältnis zu einer anderen einnimmt. Herangezogen wird dafür die sogenannte Mittellänge.

Ein weiterer Faktor ist die Entfernung, mit der man Texte betrachtet. Ein Smartphone hält man beispielsweise in der Regel näher ans Gesicht als ein Buch. Nochmal andere Werte gelten für Schriften im öffentlichen Raum, wie Verkehrsschilder.

Neben Schriftart und Betrachtungsabstand ist zudem die Sehschärfe (Visus) der Betrachtenden ein Kriterium, das berücksichtigt wird.

Wie finde ich die richtige Schriftgröße?

Im Normalfall, also bei Texten für die breite Bevölkerung, kann man sich an die Schriftgrößenempfehlung der DIN 1450 halten. Diese setzt die Norm für verschiedene Schriftarten und bezieht sich auf eine normale Sehschärfe von mindestens 70 % (Visus 0,7).

Schreibt man einen Text speziell für Zielgruppen, die weniger als 70 % Sehschärfe haben, gibt es einen entsprechenden Umrechnungsfaktor. Aspekte, wie eine schmale Spaltenbreite oder beispielsweise wichtige Informationen, die auf Verkehrsschildern abgebildet werden, haben Einfluss auf die Ermittlung des Umrechnungsfaktors.

Richtet sich ein Text beispielsweise speziell an Senior*innen, kann man einen Visus-Wert von 0,4–0,5 heranziehen. Abhängig vom festgelegten Visus-Wert würde in einem zweiten Schritt die konkrete Berechnung der optimalen Schriftgröße, durch das Multiplizieren der Schriftgröße mit einem Faktor zwischen 1,4 (Visus 0,4) und 1,5 (Visus 0,5), erfolgen.

Weitere Informationen beeinflussenden Faktoren finden Sie unter leserlich.info. Dort steht außerdem ein Schriftgrößenrechner zur Verfügung, der die passende Schriftgröße für verschiedene Formate berechnet. Unterschieden wird zwischen Smartphone, Buch/Zeitschrift, Tablett, Desktop, Aushang und Schild.

Schriftgröße am Computer (Web)

Aufgrund des variierenden Bildschirmabstandes, unterschiedlicher Auflösungen und weiterer Faktoren, ist eine einheitliche Schriftgröße für die Bildschirmdarstellung schwierig umzusetzen. Dennoch findet man Empfehlungen, eine Ausgangsschriftgröße für Text von mindestens 16 Pixeln zu verwenden. Die meisten Webauftritte geben jedoch kleinere Schriftgrößen von 11–12 Pixel aus.

Im Gegensatz zu Printprodukten, in denen die Schriftgröße nicht abänderbar ist, kann man digitale Medien auch nachträglich anpassen. Browser bieten beispielsweise die Möglichkeit, die Darstellung einer Webseite inklusive der Schriftgröße zu verändern. Gefordert wird dabei eine Vergrößerbarkeit von 200 Prozent. Es ist besonders darauf zu achten, dass die Inhalte auch nach der Vergrößerung auf allen Endgeräten wahrnehmbar sind – also responsiv dargestellt werden.

Hilfsmittel zur Vergrößerung

Manche Menschen mit einer Sehbehinderung nutzen einen größeren Monitor, niedrigere Auflösungen, optimierte Bildschirmeinstellungen oder vom Betriebssystem angebotene Vergrößerungsmöglichkeiten. Bei stärkeren Sehbehinderungen kommt eine Bildschirmvergrößerungs-Software zum Einsatz.

Außerdem gibt es bekannte Hilfsmittel wie Lupen oder sogar spezielle Aufsätze für den Bildschirm, die wie eine Lupe funktionieren.

Fazit

Trotz der vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten durch Hilfsmittel für seheingeschränkte Menschen gibt es bei der Schriftgröße einen Mindeststandard (DIN-Norm), an dem man sich orientieren kann. Besonders bei Printprodukten sollte man darauf achten eine Schriftgröße zu verwenden, die für alle Zielgruppen geeignet ist.

Digitale Produkte bieten wiederum die Möglichkeit, Schriftgrößen im Nachhinein durch Einstellungen oder Hilfsmittel anzupassen. Man sollte dennoch bedenken, dass Menschen mit Einschränkungen nicht permanent darauf angewiesen sein wollen Hilfsmittel zu benutzen oder die Ausgabe von Endgeräten anzupassen. Womöglich wissen auch manche seheingeschränkte Menschen nicht, dass es eine anpassbare Darstellung der Schriftgröße oder Bildschirmlupe gibt.

Hält man also den Mindeststandard, geht man auf Nummer sicher, dass Texte für die breite Bevölkerung leserlich geschrieben sind.

Autorin: Stiftung Pfennigparade

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