Barrierefreiheitstests: ist manuell oder automatisiert besser?
Digitale Barrierefreiheit
Um digitale Barrierefreiheit sicherzustellen, werden digitale Inhalte getestet. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Arten von Tests: manuelle- und automatisierte Tests. Was die Vor- und Nachteile beider Methoden sind, lesen Sie im Artikel.
Manuelle Testung
Manuelle Tests werden von Menschen durchgeführt, um die Barrierefreiheit von Webseiten, Apps oder anderen digitalen Produkte inklusive derer Inhalte zu testen. Durch manuelle Nutzung und Auswertung können sehr umfassende Bewertungen geliefert werden, da Menschen in der Lage sind, das Gesamtbild zu betrachten, Inhalte zu interpretieren und nicht nur technisch auswertbare Aspekte zu testen.
Eine besondere Form der manuellen Testung sind Usability-Tests. Hier werden Personen mit Einschränkungen mit bestimmten Aufgabenstellungen betraut, um herauszufinden, wie gut ein digitales Produkt nutzbar ist und wie gut man an das gewünschte Ziel kommt. Diese Art der Testung geht über die gesetzlichen Forderungen der digitalen Barrierefreiheit hinaus. (Wenn Sie mir zu Usability Tests erfahren wollen, hören Sie unsere Podcast-Folge zum Thema)
Nachteile von manuellen Testungen sind, dass sie in der Regel zeitaufwendiger und teurer sind, da sie von qualifizierten Testerinnen und Testern durchgeführt werden müssen. Darüber hinaus können sie auch unzuverlässig sein, da die Ergebnisse von Person zu Person variieren können.
Automatisierte Testung
Automatisierte Tests werden von Software durchgeführt, die spezielle Aspekte der Barrierefreiheit testet. So kann man beispielsweise ein Word-Dokument oder PDF nach dem Vorhandensein von Alternativtexten durchsuchen. Sollte man einen Alternativtext vergessen haben, meldet das Programm, dass ein Alternativtext fehlt. Flüchtigkeitsfehler können so vermieden werden.
Barrieren werden also automatisch identifiziert und berichtet, was Zeit und Kosten spart. Die Ergebnisse sind konsistenter als bei manuellen Tests. Besonders gut sind automatisierte Tests, wenn man sich einen schnellen und zuverlässigen Überblick über technisch auswertbare Kriterien verschaffen will.
Automatisierte Tests haben jedoch ihre Grenzen. Sie können nicht alle Aspekte der Barrierefreiheit bewerten, da sie nur programmierte Barrieren erkennen können und nicht in der Lage sind, die Wahrnehmungen von Menschen zu berücksichtigen.
Welche Methode ist besser?
Es ist wichtig zu verstehen, dass sowohl manuelle als auch automatisierte Tests ihre Vor- und Nachteile haben.
Automatisierte Tests können schneller und effizienter sein und Barrieren identifizieren, die bei manuellen Tests möglicherweise übersehen werden. Sie haben jedoch ihre Grenzen. So können sie die hohen Anforderungen, die an barrierefreie digitale Produkte gesetzt werden, nicht vollständig prüfen. Ein automatischer Test kann zwar beispielsweise ausgeben, dass ein Alternativtext bei einem Bild fehlt, er kann jedoch nicht sagen, ob der Alternativtext sinnvoll und verständlich für einen blinden Menschen geschrieben wurde. Nur wenn ein Alternativtext auch tatsächlich verständlich geschrieben ist, macht er ein Bild barrierefrei.
Eine ähnliche Logik gilt für Aspekte wie sinnvolle Textgliederung oder sinnvolle Links. Ein Programm kann zwar erkennen, dass eine Überschrift oder ein Link vorhanden ist, aber nicht, ob sie auch sinnvoll und verständlich geschrieben sind. Gerade bei der Interpretation von Inhalten stoßen Programme also an Grenzen.
In den Gesetzen spiegelt sich diese Problematik wider, weshalb ein hybrider Ansatz gewählt wurde. Die maßgebliche Norm für IT Produkte EN 301 549 sowie die WCAG beinhalten Prüfkriterien beider Ansätze.
Fazit
Die digitale Barrierefreiheit erfordert umfassende Tests, um sicherzustellen, dass digitale Inhalte für alle zugänglich sind. Die Kombination manueller und automatisierter Tests ist eine sicherlich praktikable Vorgehensweise, um die Vorteile beider zu nutzen und die Schwächen auszugleichen.
In Zukunft ist es denkbar, dass durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz weitere Teile der manuellen Testung von Programmen übernommen werden. Derzeit ist dies aber noch nicht der Fall und gerade bei Menschen mit Einschränkungen spielen individuelle Faktoren eine Rolle, die von Maschinen noch nicht gut verstanden werden können.
Autorin: Stiftung Pfennigparade
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