26. Podcast-Folge: Was macht Google, um digitale Inklusion zu fördern?
Podcast - Digitale Barrierefreiheit
Im Interview mit Isabelle Joswig, der Inklusionsbeauftragten von Google Deutschland
Konzerne haben Macht. Das gilt vor allem für Tech-Konzerne, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen viele Teile unseres Alltags beeinflussen. Umso wichtiger ist es, dass auch diese Unternehmen Inklusion mitdenken und vorantreiben.
Wir haben die Inklusionsbeauftragte von Google Deutschland, Isabelle Joswig gefragt, was Google macht, um die Inklusion und (digitale) Barrierefreiheit im Konzern und in ihren Produkten und Dienstleistungen zu fördern.
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- Veranstaltungen: Die angesprochene Sprechstunde zur digitalen Barrierefreiheit finden Sie im Veranstaltungskalender der Beratungsstelle Barrierefreiheit.
- Newsletter der Beratungsstelle Barrierefreiheit
- YouTube Reihe "Barrierefrei im Netz" mit Isabelle Joswig
- Barrierefreiheit im Internet von Google
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Moderator: Dennis Bruder
Gast: Isabelle Joswig
Sprecherin: Alexandra GoedekeIsabelle Joswig (Zitat mit Musikuntermalung):
Es hat nur Vorteile. Also auch gerade den letzten Punkt, den du schon angesprochen hast. Natürlich erreicht man eine viel größere Kundengruppe, ein Kundensegment, was vielleicht bisher noch nicht erreicht wurde. Ich sehe immer wieder in Produkten, dass Menschen mit Behinderungen auf Monopole angewiesen sind, weil sie vielleicht nur die Produkte von einem Hersteller benutzen können.
Alexandra Gödeke (Intro mit Musikuntermalung):
Barriere los! Der Podcast für barrierefreie Lösungen im digitalen Raum.
Dennis Bruder:
Hallo und Willkommen zu BarriereLos, dem Podcast zur digitalen Barrierefreiheit. Mein Name ist Dennis Bruder von der Beratungsstelle Barrierefreiheit in Bayern. Zu Beginn dieser Folge will ich auf unsere monatliche Sprechstunde hinweisen, die wir explizit für Behinderten- und Inklusionbeauftragte sowie Schwerbehinderten- und Seniorenvertretungen anbieten. Wenn Sie in einem Unternehmen oder in einer öffentlichen Stelle arbeiten und sich dafür einsetzen, dass die Rechte und Interessen von Menschen mit Behinderung durch die digitale Barrierefreiheit vertreten werden, haben sie bei uns die Möglichkeit, ganz persönlich ihre Fragen zu diesem Thema zu stellen. Die Sprechstunde findet auch im Jahr 2024 an jedem ersten Donnerstag im Monat von 10 - 12 Uhr statt. Die Termine und Links zur Sprechstunde finden Sie auf unserer Website www.Beratungsstelle-Barrierefreiheit.de unter Veranstaltungen. Den Link zur Sprechstunde finden Sie auch in den Shownotes.
Und dann komme ich auch zum heutigen Thema und zu meiner Gästin, nämlich der Inklusionsbeauftragten von Google Deutschland, Isabel Joswig. Hallo Isabel.
Isabelle Joswig :
Hallo Dennis, ich freue mich sehr, heute in deinem Podcast zu sein.
Dennis Bruder :
Freut mich auch sehr. Bevor ich jetzt zu meiner ersten Frage komme, stell dich mal ganz kurz unsere Werkstattmitarbeiterin Alexandra Gödecke in einem Steckbrief vor.
Alexandra Gödeke (Einsprecher mit Musikuntermalung):
Isabelle Joswig hat in den Niederlanden und Schweden studiert und einen Master im Bereich Personal- und Changemanagement gemacht. Ihren beruflichen Werdegang startete sie in einer Unternehmensberatung. Bei Google Deutschland wurde sie zunächst Projektmanagerin für der Disability Inclusion und schließlich Inklusionsbeauftragte. Als Inklusionsbeauftragte setzt sie sich aktiv für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung und anderen benachteiligten Gruppen ein.
Dennis Bruder :
Ja, Isabel, wir haben uns ja schon kennengelernt, bereits persönlich, nämlich hier in der Stiftung Pfennigparade. Kannst du mal kurz erklären, wie der Kontakt überhaupt zwischen uns zustande gekommen ist, also zwischen der Pfennigparade und Google Deutschland und auch dann speziell zu dir zustande gekommen ist?
Isabelle Joswig :
Ja, super, gerne. Auch vielen Dank für den schönen Steckbrief. Ich habe tatsächlich schon mehrere Berührungspunkte mit euch gehabt. Zum einen haben wir letztes Jahr ein Corporate Volunteering Event organisiert. Das war beim inklusiven Sportfest und das war eine große Freude. Das habe ich organisiert. Es war eher ein kleineres Unterstützungsteam. Ich glaube, wir waren insgesamt sieben Googler, wie wir uns nennen, die vor Ort beim Auf-und Abbau unterstützt haben. Da war ich dann zum zweiten Mal bei euch. Das war im Rahmen unseres Projektes, was wir gemeinsam mit der Aktion Mensch jetzt im zweiten Jahr verfolgen. Da testen wir die 80 größten Online-Shops auf Barrierefreiheit im Hinblick auf das 2025 in Kraft tretende Barrierefreiheitsstärkungsgesetz. Und ja, da unterstützt ihr uns tatkräftig mit den Tests. Und ja, ich bin schon sehr gespannt, was in diesem Jahr rauskommt, ob wir eine Verbesserung vermerken können. und was es dann noch bis zum nächsten Jahr zu tun gibt. Und genau, haben dann eben bei euch auch Videos gedreht. Ich glaube, das kann ich vorweg schon mal teasern. Die werden wirklich sehr informativ sein und hoffentlich vielen Online-Betreibern auch das Handwerkszeug in die Hand legen, um da so ein bisschen mehr zu machen in dem Thema.
Dennis Bruder :
Ja, vielleicht kannst du es ja auch noch mal ein bisschen beschreiben, wie denn diese Tests bei uns dann konkret aussahen und warum sie so gut sind. Mir auch speziell, also gerade auch mit den Werkstattmitarbeitenden, auf uns gekommen seid, weil wir vielleicht für die ZuhörerInnen, die sich das nicht so gut vorstellen können, wie das überhaupt bei uns ausschaut. Magst du das erzählen oder soll ich dazu was erzählen? Wie ist es dir lieber?
Isabelle Joswig :
Ich glaube, wir können gerne beide so ein bisschen erzählen. Das ist natürlich auch spannend, glaube ich für dich so ein bisschen diese externe Perspektive zu bekommen, weil ich war sehr beeindruckt, muss ich sagen. Ihr habt ein hochprofessionelles Testlabor, wie sich es ja nennt, in dem wirklich Werkstattmitarbeitende verschiedene Kriterien testen. In unserem Fall waren das jetzt vor allem, und da hoffe ich jetzt, dass ich nichts Falsches sage, weil ich nicht im Testerteam bin, aber insbesondere sieben Kriterien, auf die wir in den Videos geachtet haben, wo wir wirklich geschaut haben, wie werden diese Kriterien vor Ort getestet, worauf kommt es an, warum ist es eben auch wichtig, dass es diese Kriterien gibt und einfach so ein bisschen Beispiele gebracht haben, die wir in den Videos haben. wie man da auch Barrieren abbauen kann und barrierefrei wird. Aber vielleicht magst du einfach noch mal ein bisschen erzählen, was ihr sonst so macht, wenn ihr nicht gerade mit Google Videos dreht.
Dennis Bruder :
Ja, genau. Also vielleicht auch noch mal für alle, die sich das nicht so vorstellen können. Also Werkstatt für Menschen mit Behinderung ist einfach das Konstrukt, das in Deutschland existiert, eben wo dann doch recht viele Menschen mit Behinderungen arbeiten, die eben nicht auf dem ersten Arbeitsplatz arbeiten. jetzt mag die Chance haben zu arbeiten, beziehungsweise dorthin vielleicht auch wieder zurückkehren wollen als Reha-Maßnahme. Und wir haben eben in dem Testlabor der Pfennigparade ganz verschiedene Menschen mit verschiedensten Behinderungen sitzen. Und das ist auch so ein bisschen, ich würde mal sagen, die Stärke dieses Testlabors, dass wir wirklich aus erster Hand dann sagen können, wie solche Webseiten zu bedienen sind, eben auch mit den speziellen Einschränkungen der Menschen mit Behinderung. Und wir testen das. Aber gleichzeitig eben auch noch nach einfach standardisierten Kriterien, die aus der BITV bzw. aus der EN 301549 kommen. Und darauf testen dann unsere Testerinnen und Tester in dem Testlabor die Webseiten durch. Da fallen dann so Sachen wie auf, wie ist die Webseite tastaturbedienbar, sind die ganzen Prozesse überhaupt in so einem Online-Shop vielleicht auch mit einer Tastatur abbildbar, Stimmen, Kontraste und solche Sachen. Testen wir dann. Genau. Und jetzt kommen wir wieder zu dir und zu Google und zu dem Projekt insgesamt. Warum ist denn das überhaupt für Google interessant, andere Online-Shops zu testen?
Isabelle Joswig :
Ja, das ist eine super Frage. Also digitale Barrierefreiheit ist uns im Allgemeinen ein großes Anliegen. Und hier bei dem Projekt geht es eben vor allem darum, auch Hilfe anzubieten, eine Hilfestellung zu sein für... Plattformen, die sich eben mit dem Thema noch mehr beschäftigen möchten. Wir bieten mit der Google-Suche eben auch eine Plattform für Online-Betreiber an und haben natürlich auch ein Interesse, dass bis 2025 die Webseiten barrierefrei sind. Und so dachten wir, es ist ein schönes Projekt, bei dem wir uns eben auch engagieren können und vielleicht ein bisschen Unterstützung auch anbieten können.
Dennis Bruder :
Dann kommen wir nochmal ein bisschen zu dir, weil es ja für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer bestimmt auch interessant ist, was denn überhaupt Google so macht in Bezug auf Barrierefreiheit. Und dann nochmal ganz persönlich zu dir. Also du bist ja Inklusionsbeauftragte bei Google, eine Stelle, die es, ich weiß nicht, wie lange schon gibt bei Google, aber auf jeden Fall bist du es geworden. Und kannst du uns mal ein bisschen erzählen, So abseits des kurzen Steckbriefes, wie du diese Inklusionsbeauftragte denn überhaupt geworden bist?
Isabelle Joswig :
Ja, super, gerne. Ich erzähle euch auch gerne ein bisschen den privaten Hintergrund. Es ist nämlich noch gar nicht so lange her. Ich bin jetzt seit einem Jahr und vier Monaten in der Rolle. Ich bin insgesamt aber schon seit zwei Jahren bei Google. Vorher war ich in der Unternehmensberatung, also ich habe einen ganz klassischen Hintergrund in BWL und bin danach in die Beratung gegangen, weil ich vielleicht auch noch nicht ganz wusste, wohin mit mir. Das ist ja oftmals so der klassische Weg. und habe dann irgendwann mich in einer Situation gefunden, in der ich mich zu meiner Legasthenie äußern musste. Ich muss gestehen, ich habe das jahrelang sehr gut geheim gehalten und mich auch persönlich wenig mit dem Thema beschäftigt und war dann eben mit einer Situation konfrontiert, in der ich offen damit umgehen musste. Und ja, das hat mir so ein bisschen die Augen geöffnet, weil gerade in der Unternehmensberatung gefühlt Jeder aussah wie der andere und wir uns wenig damit beschäftigt haben, was es vielleicht auch für unsichtbare Behinderungen gibt. Und so haben wir dann damals die Employee Resource Group, nennt sich das, also quasi eine Gemeinschaft der Mitarbeitenden, die sich für das Thema interessiert haben, haben uns zusammen getroffen und eine Gruppe gegründet, die sich Visibility for Disability nannte, also Sichtbarkeit für Behinderungen. Und ja, so kam meine Passion für das Thema und dann habe ich wenig später eine Stellenausschreibung gesehen von einer Arbeitsvermittlung. Und da war kein Name genannt, also ich wusste nicht, um welches Unternehmen es sich handelt. Und es stand, sie suchen eine Projektmanagerin, die sich für das Thema Inklusion einsetzt und da einfach für sechs Monate ein bisschen Projektarbeit macht, ein paar Analysen sich anschaut. Und dann habe ich mich gemeldet und im Interviewprozess habe ich dann herausgefunden, dass es für Google ist und war natürlich total aus dem Häuschen. Und so hatte ich, sage ich mal, einen Fuß in der Tür. Und dann war das glaube ich wirklich der richtige Zeitpunkt. Ich habe heute Mittag noch mit der Schwerbehindertenvertretung gesprochen, die wir jetzt auch seit Kurzem haben, also seit wenigen Jahren, die dann auch zum selben Zeitpunkt gesagt haben, wir brauchen jetzt eine Inklusionsbeauftragte und dann war ich gerade da. Und wir haben festgestellt, dass wir in Deutschland hier noch ein bisschen Unterstützung brauchen und hatte dann eine wirklich tolle Führungskraft, die mich unterstützt hat, die die Rolle geschaffen hat und ich konnte von Anfang an die Rolle total schön mitgestalten, was ich bis heute tue. Und ja, so kam ich hierher und so schnell werden sie mich auch nicht mehr los.
Dennis Bruder :
Super, danke auf jeden Fall für deinen persönlichen Einblick auch. Und dann kannst du ja vielleicht mal ein bisschen erzählen, was du denn so als Inklusionsbeauftragte machst. Ich meine, das ist vielleicht auch für... Menschen interessant, die uns jetzt im Unternehmenskontext zuhören, was denn so in anderen Firmen passiert und vor allem in so großen Digitalkonzernen wie Google passiert. Erzähl doch mal ein bisschen.
Isabelle Joswig :
Ja, super gerne. Ich glaube auch, wie du sagst, es ist eine Rolle, die in Unternehmen sehr unterschiedlich gelebt werden kann. Also es ist gerade bei uns so, dass ich die Rolle wirklich Vollzeit ausschöpfe. In anderen Unternehmen ist es eine Rolle, die vielleicht beim... Bei der Personalabteilung liegt uns vielleicht eine Person, das das 20%-Projekt noch mit begleitet. Bei uns ist es eben derzeit so, dass wir meiner Meinung nach sehr vieles schon tun für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen und das Ganze jetzt aber so ein bisschen vom amerikanischen Standard auf den deutschen Standard anpassen müssen. Das heißt, ich bin hauptsächlich für die Inklusion für die bereits bei Google beschäftigten Menschen mit Behinderungen in Deutschland zuständig und genau, schauen wir... die Prozesse an, vom Recruiting bis zu den Beförderungsprozessen und versuche da eben das Ganze nach deutschem Standard anzupassen. Was bedeutet das? Wir haben jetzt beispielsweise... Ich habe es gerade genannt, Schwerbehindertenvertretung in Deutschland, die eben bestimmte Rechte hat, auch auf Daten zuzugreifen. Und da ist es eben meine Aufgabe, das sicherzustellen, dass da eben alles so funktioniert, wie es funktionieren soll. Und deswegen ist es genau derzeit noch eine Vollzeitbeschäftigung. Ich bin gespannt, wie sich das Ganze eben auch entwickelt, wenn wir das Fundament sozusagen mal aufgebaut haben. Und ob ich dann vielleicht noch ein paar mehr Aufgaben übernehmen kann, gerade in Richtung Accessibility, was mich sehr interessiert, was aber derzeit eben nicht Teil des Jobprofils ist, was ich so ein bisschen nebenbei als Hobby noch mit begleite. Aber genau, das sind so die Hauptaufgaben, die mich täglich beschäftigen. Auch wenn es um Einzelfälle geht, wenn es um die Beantragung von begleitenden Hilfen geht, unterstütze ich und... Ich habe da eben das größte Anliegen, dass es den Menschen mit Behinderungen, die bei uns beschäftigt sind, gut geht.
Dennis Bruder :
Was macht denn Google generell, um Menschen mit Behinderungen ins Unternehmen zu integrieren und überhaupt erstmal aufmerksam zu machen, dass es dort Stellen gibt? Was sind da so die Maßnahmen?
Isabelle Joswig :
Also tatsächlich, du sprichst jetzt gerade eher so von den Recruiting-Maßnahmen, was wir dafür machen, dass wir mehr Menschen mit Behinderungen einstellen. Das ist so ein bisschen außerhalb meines Arbeitsbereiches. Also ich beschäftige mich natürlich damit, wie wir da auch die richtigen Menschen erreichen. Wir haben da tolle Partner, mit denen wir zusammenarbeiten, beispielsweise MyAbility, mit denen wir jetzt auch, glaube ich, diese Woche haben wir wieder ein Event, wo wir hoffentlich, ja... Personen von uns begeistern können. Aber was eben auch wichtig ist, ist, dass wir uns anschauen, wie wir die bereits bei Google beschäftigten Menschen mit Behinderung gut integrieren können. Und da, sag ich mal, könnte ich jetzt gerne ein Beispiel aufgreifen, wenn es jetzt um Performance-Evaluierungssysteme geht. Systeme, in denen wir die Leistung beurteilen, dass man da eben auch auf individuelle, wir nennen es Individual Circumstances, also auf individuelle Bedürfnisse eingehen, dass halt jede Person ihre eigenen 100 Prozent erreichen kann und man nicht gegen das Team gemessen wird und dass da einfach genügend Verständnis da ist beim Management, beim Team. Das ist, sag ich mal, ein Thema, was mich jetzt gerade in den letzten Wochen beschäftigt hat, dass da einfach die Inklusion auch stattfindet.
Dennis Bruder :
Okay, wir haben jetzt schon einiges gehört über die Sachen, die so zur Integration und Inklusion von Google gemacht werden. Spielt denn digitale Barrierefreiheit dabei auch eine Rolle?
Isabelle Joswig :
Absolut. Also auch da, ich bin nicht hundertprozentige Expertin. Wir haben ein fantastisches Team, das hauptsächlich in den USA sitzt, die sich für digitale Barrierefreiheit auch in unseren Produkten einsetzen und die einen fantastischen Leitspruch haben. Ich denke, die meisten von euch kennen ihn, there is nothing about us without us. Also das ist ja, was es letzten Endes aussagt, ist, dass wir Menschen mit Behinderungen in die Produktentwicklung mit integrieren. Also ähnlich, sag ich mal, wie ihr das jetzt macht mit den Tests. In dem Testlabor werden auch unsere Produkte getestet. Wir haben interne Standards, auf die wir sehr viel Wert legen. Und ja, dass da auch wirklich mit Fokusgruppen gearbeitet wird. Ich beispielsweise bin auch in der Fokusgruppe für Neurodiversität und durfte auch schon verschiedene Sachen ausprobieren um zu schauen, wie die sich für mich anfühlen, konnte Feedback geben. Und das finde ich super wichtig. Und das funktioniert, glaube ich, auch ganz gut. Natürlich muss man da auch sagen, es ist ja immer eine Entwicklung. Deswegen heißt es ja auch Software- oder Produktentwicklung. Und auf Feedback sind wir immer angewiesen. Und so langsam habe ich das Gefühl, dass sich da wirklich was verändert.
Dennis Bruder :
Ich nehme auch an, dass auch die internen Softwarebedienungen, ich weiß nicht, ob du was darüber sagen kannst, weil du ja meinst, dass du in der Technik nicht so tief drin steckst, aber dass die ja auch so weitestgehend, ich sag mal, nach den Standards der Barrierefreiheit programmiert werden bei Google, oder?
Isabelle Joswig :
Absolut. Also ich bin jetzt leider wirklich keine Entwicklerin, schade, aber ich weiß, dass wir da, sag ich mal, ähnlich wie die WCAG-Kriterien auch unsere Standards haben, die eben auch nicht wesentlich abweichen von dem, was da eben vorgegeben wird.
Dennis Bruder :
Ja, das ist auch ganz wichtig, auch wenn man überhaupt über die Anstellung von Menschen mit Behinderung nachdenkt. Deswegen ist es auch in der BITV verankert, dass es auch um interne Prozesse geht. Also die Formulierung ist, dass interne Verwaltungsabläufe bei öffentlichen Stellen auch barrierefrei sein müssen. Und das liegt natürlich daran, dass man auch Menschen mit Behinderung befähigen will, überhaupt in einem Unternehmen in dem Fall. dann auch in öffentlichen Stellen zu arbeiten. Und deswegen ist das auch ein ganz wichtiger Teil.
Isabelle Joswig :
Absolut.
Dennis Bruder :
Was macht denn Google noch, um digitale Barrierefreiheit vielleicht generell zu fördern? Also ich habe gesehen, ihr macht ja Videos, so Erklärvideos. Es gibt auch Programmierguides, so wie ich das gesehen habe. Gibt es sonst noch was oder kannst du überhaupt darüber was noch sagen?
Isabelle Joswig :
Ja, wir haben tatsächlich, das ist vielleicht nochmal ein guter Hinweis gewesen auf unserer Website zur Accessibility, kann man einmal sehen, wie wir Accessibility in den Produkten umsetzen. Dann gibt es für Kunden nochmal Hinweise und dann aber eben auch für Entwickler. Und ich glaube, dass es einfach nochmal sehr hilfreiche Links sind, die man definitiv zur Rate ziehen kann. Wir haben wirklich tolle Accessibility Discovery Center. Wir haben in Dublin gelauncht, in Zürich geht es im Mai live und in London haben wir es jetzt schon seit etwas längerer Zeit. Und das sind wirklich tolle Spaces, ähnlich wie euer Testlabor, in denen man sich einfach mal inspirieren lassen kann zu dem Thema Accessibility. Was bedeutet es, Produkte accessible zu gestalten? Man kann Computerspielen ausprobieren auf verschiedene Arten. Und das ist... Ja, einfach auch, um so ein bisschen Awareness zu schaffen und Leute an die Thematik heranzuführen, weil es ja doch oftmals so eine kleine Hürde ist. Man hat so ein bisschen Angst, es kostet so viel und es ist so aufwendig, aber eigentlich ist es das gar nicht und es ist so hilfreich für alle. Deswegen, wenn man mal da ist, kann ich nur empfehlen, da mal vorbeizuschauen.
Dennis Bruder :
Okay, schöner Aufruf. Ich würde sagen, ich bin dann eigentlich auch schon fast mit meinen Fragen durch. Und jetzt noch eine kleine Abschlussfrage an dich, die du auch sehr gerne ganz offen beantworten kannst: Welche Vorteile hat es denn überhaupt aus deiner Sicht, wenn man eben Menschen mit Behinderungen ins Unternehmen integriert oder eben dann auch überhaupt bei den Dienstleistungen und Produkten berücksichtigt?
Isabelle Joswig :
Es hat nur Vorteile. Also auch gerade den letzten Punkt, den du schon angesprochen hast. Natürlich erreicht man eine viel größere Kundengruppe, ein Kundensegment, was vielleicht bisher noch nicht erreicht wurde. Ich sehe immer wieder in Produkten, dass Menschen mit Behinderungen auf Monopole angewiesen sind, weil sie vielleicht nur die Produkte von einem Hersteller benutzen können. Und da würde es ja für alle anderen Hersteller Sinn machen, wenn sie auch barrierefrei wären und damit eben einfach nochmal neu ein neues Kundensegment erreichen würden. Was sind jetzt die Vorteile, Menschen mit Behinderungen einzustellen? Nur dann schafft man es, glaube ich, die Produkte auch barrierefrei zu gestalten. Da eben einfach nochmal der Gedanke, nothing about us without us, also wer kann besser Feedback geben als die Betroffenen an sich. Und allgemein kann ich auch nur sagen, dass ich nur positive Erfahrungen mache. Also es wirkt sich positiv auf die Kultur aus, auf das Zusammenleben und Zusammenarbeiten. Und ja, deswegen sollten das doch viel mehr Unternehmen genauso machen.
Dennis Bruder :
Schöner Abschluss, würde ich sagen. Ich knüpfe auch noch mal ein bisschen an an dieses, dass man auch Dienstleistungen und Produkte und dieser Punkt, den du angesprochen hast mit den Monopolen, also ich kann ja auch ganz persönlich darüber berichten und wir in der Pfennigparade sowieso, dass wir viele Menschen mit körperlichen Behinderungen auch haben und wir alle auch super davon profitieren, dass eben, und es ist halt nun mal so, es sind die großen US-Konzerne, die halt viele Monopole in der Richtung haben, sei es Handys oder Computer, und dass überhaupt dieses ganze Thema Accessibility so groß geworden ist, hat ja auch viel damit zu tun, dass einfach in den USA die Unternehmen auch verpflichtet wurden, das ganze Thema mitzudenken und das dann eben auch gemacht haben, auch mit dem Hintergedanken der Zielgruppenerweiterung. Und wir eben profitieren alle davon. Also ich persönlich nutze mein, in dem Fall ein iPhone, aber das gibt es genauso gut bei Google-Handys, mit einer kompletten Sprachsteuerung. Und das ist auch eine Entwicklung, die gab es ja vor ein paar Jahren einfach so noch gar nicht. Und ja, ich kann jetzt einfach Telefonanrufe führen und solche Dinge machen. Und ja, deswegen, es lohnt sich natürlich für einen Konzern irgendwo, aber es hilft dann wirklich auch dem Menschen mit Behinderung. Also das auch nochmal als meinen Abschluss. Und dann bedanke ich mich ganz herzlich bei dir, Isabelle. Schön, dass du mitgemacht hast.
Isabelle Joswig :
Super gerne. Es war eine Freude, da zu sein oder mit dir zu sprechen und hoffentlich ein paar Personen zu erreichen.
Dennis Bruder :
Und vielleicht sehen wir uns ja demnächst mal wieder im Umfeld oder in der Pfennigparade.
Isabelle Joswig :
Da bin ich sicher. Bis ganz bald.
Isabelle Joswig :
Danke.
Dennis Bruder (Outro mit Musikuntermalung):
Das war's dann auch wieder mit dieser Folge von BarriereLos, dem Podcast zur Digitalen Barrierefreiheit. Wenn ihnen die Folge gefallen hat, würden wir uns sehr über ein Like, einen Kommentar oder noch besser darüber freuen, dass sie unserem Kanal folgen. Sie können aber auch auf dem Laufenden bleiben, indem sie unseren Newsletter abonnieren.
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