Rathaus für alle – moderne Verwaltung im historischen Bau

  • Zeitraum: Juni 2025
  • Beratungsschwerpunkt:
    • Planen & Bauen
Tradition trifft Moderne – das historische Gebäude wurde mit einem neuen Eingang, links mit Rampe, sowie einen modernen Stahlvordach versehen

Tradition trifft Moderne – das historische Gebäude wurde mit einem neuen Eingang, links mit Rampe, sowie einen modernen Stahlvordach versehen

Foto: © Sunder-Plassmann Architekten&Stadtplaner BDA GmbH / Oliver Jaist

Um den aktuelle Anforderungen einer zeitgemäßen Verwaltung gerecht zu werden, wurde ein historisches Tuffsteingebäude durch Sunder-Plassmann Architekten umfassend funktional, technisch und barrierefrei saniert.

Das Rathaus Huglfing, ein Tuffsteingebäude aus dem Jahr 1884, fungierte einst als Schulhaus mit integriertem Feuerwehrgebäude. In den 1970er-Jahren erfolgte die Umgestaltung zum Rathaus mit Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Huglfing. Im Hinblick auf die Erfüllung zeitgenössischer Anforderungen an eine moderne Verwaltung wurde das historische Bauwerk durch das Architektur- und Stadtplanungsbüro Sunder-Plassmann aus Utting am Ammersee einer umfassenden technischen und energetischen Sanierung unterzogen. Zudem erfolgte eine Anpassung an moderne Arbeitsanforderungen sowie die Bedürfnisse an die Barrierefreiheit öffentlicher Bauten. Im Rahmen der Architektouren 2024 der Bayerischen Architektenkammer wurden die Umbaumaßnahmen des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes zum zeitgemäßen Verwaltungsbau mit der Auszeichnung KlimaKulturKompetenz mit Fokus Barrierefreiheit gewürdigt.

Alles, was ein moderner Verwaltungsbau braucht – eine einfache Erschließung über die neue Stahltreppe oder per Aufzug.
Innenansicht des modernen Treppenhauses mit Stahltreppe. Die Wände sind in Blau und Weiß gehalten, das Tageslicht fällt durch ein großes Oberlicht ein. Klare Linien und integrierte Beleuchtung sorgen für eine ruhige, zeitgemäße Atmosphäre.

Alles, was ein moderner Verwaltungsbau braucht – eine einfache Erschließung über die neue Stahltreppe oder per Aufzug.

Foto: © Sunder-Plassmann Architekten&Stadtplaner BDA GmbH / Oliver Jaist
Offene, lichtdurchflutete Büroräume ermöglichen die verschiedene Arbeitssituationen.
Helles, modern eingerichtetes Büro mit großen Fenstern, Holzboden und schallabsorbierender Decke. Zwei Arbeitsbereiche sind durch eine Glaswand getrennt. Die reduzierte Einrichtung und natürliche Materialien schaffen ein ruhiges, komfortables Arbeitsambiente.

Offene, lichtdurchflutete Büroräume ermöglichen die verschiedene Arbeitssituationen.

Foto: © Sunder-Plassmann Architekten&Stadtplaner BDA GmbH / Oliver Jaist

New Work in alten Gemäuern 

Der Bürgermeister erhielt sein neues Büro im Erdgeschoss neben dem Eingang, während der Bürgersaal in der ehemaligen Feuerwehrgarage untergebracht wurde. Der Saal ist nun direkt vom Dorfplatz aus zugängig und dient nicht nur für Gemeinderatssitzungen und Trauungen, sondern steht auch der Bürgerschaft für verschiedene Anlässe zur Verfügung. Die Verbindung von Tradition und Moderne ist nun wohl in der Fassade als auch im Inneren des Gebäudes erkennbar. Ein Vordach aus schwarzem Stahl setzt außen zeitgemäße Akzente, während eine moderne Stahltreppe im Inneren für eine optimierte Bewegungsführung sorgt. Ein zentrales Ziel des Umbaus war die räumliche Optimierung der Arbeitsabläufe. Mittels Glastrennwänden wurde eine Balance zwischen Transparenz und Rückzugsmöglichkeiten in Großraumbüros geschaffen. Eine hochwertige Ausstattung, Akustikdecken, Holzoberflächen und dezente Farben tragen zu einer angenehmen Arbeitsatmosphäre bei. Das Innenraumkonzept zeichnet sich durch eine klare, moderne Formsprache mit natürlichen Materialien aus. Die Verwendung von hellem Holz für Böden und Möbel sowie farbige Wandverkleidungen schaffen eine freundliche Atmosphäre. Die Farbpalette ist bewusst neutral gehalten, mit sanften Beige-, Blau-und Grautönen, die eine ruhige Arbeitsumgebung unterstützen. Akustikdecken und textile Elemente wie Vorhänge reduzieren den Schall in den offenen Bürobereichen und Sitzungszimmern.

Die neue Rampe ermöglicht den barrierefreien Zugang zum Rathaus
Seitlicher Blick auf den Eingangsbereich des Rathauses mit modernem, schwarzem Stahlvordach und barrierefreier Rampe aus Natursteinpflaster entlang der historischen Natursteinfassade.

Die neue Rampe ermöglicht den barrierefreien Zugang zum Rathaus

Foto: © Sunder-Plassmann Architekten&Stadtplaner BDA GmbH / Oliver Jaist
Das Stahlvordach wurde vor die historische Fassade gesetzt, um möglichst behutsam mit dem Bestand umzugehen
Frontalansicht des Rathaushaupteingangs mit Holztür, flankiert von Natursteinfassade und symmetrisch angeordneten Fenstern mit grünen Klappläden. Ein schwarzes Pultdach aus Stahl überdeckt den Eingang, davor liegen Stufen, links die Rampe.

Das Stahlvordach wurde vor die historische Fassade gesetzt, um möglichst behutsam mit dem Bestand umzugehen

Foto: © Sunder-Plassmann Architekten&Stadtplaner BDA GmbH / Oliver Jaist

Barrierefreiheit und Denkmalschutz 

Bei der Neugestaltung des Rathauses wurde der Aspekt der Barrierefreiheit mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt. Öffentliche Verwaltungsgebäude müssen für Bürgerinnen und Bürger mit Gehbehinderungen, Rollstuhlfahrer und ältere Menschen uneingeschränkt nutzbar sein – eine nicht immer einfache Aufgabe in historischen und denkmalgeschützten Bestandsgebäuden. Die Errichtung einer breiten Rampe, die sich über die gesamte Gebäudelänge erstreckt, ermöglicht nun für alle Personen einen barrierefreien Zugang zum Haupteingang. Die Rampe und das darüber befindliche schwarze Stahlvordach wurden so konstruiert, dass sie mit möglichst wenig Gebäudekontakt vor die historische Fassade gestellt werden konnten. Die Integration der Treppenanlage aus Stahl im Inneren erfolgte genauso unter Berücksichtigung des historischen Charakters des Gebäudes. Ein neu installierter Aufzug verbindet nun sämtliche Geschosse des Gebäudes, sodass alle Bereiche des Rathauses für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen problemlos erreichbar sind. Zusätzlich wurden weitere Maßnahmen ergriffen, um die Nutzung des Gebäudes für Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen zu verbessern. Breite Türöffnungen, kontrastreiche Markierungen und eine klare Beschilderung tragen dazu bei, die Orientierung zu erleichtern und den Komfort für alle Besucher zu erhöhen.

Grundriss EG mit Bürgersaal
Grundriss des Erdgeschosses mit zentralem Eingang und Treppenhaus. Rechts ein großer Besprechungsraum mit Küchenzeile, links mehrere Büroräume und Sitzbereiche. Im rückwärtigen Bereich befinden sich ein Aufzug und ein barrierefreies WC.

Grundriss EG mit Bürgersaal

Foto: © Sunder-Plassmann Architekten&Stadtplaner BDA GmbH
Grundriss OG mit Gemeinschaftsbüros
Grundriss des Obergeschosses mit zentralem Treppenhaus. Links und rechts davon sind mehrere Büroräume mit Schreibtischen und Besprechungstischen angeordnet, Glastrennwände separieren einige Arbeitsplätze akustisch.

Grundriss OG mit Gemeinschaftsbüros

Foto: © Sunder-Plassmann Architekten&Stadtplaner BDA GmbH

Die Integration von Barrierefreiheit und die Schaffung offener, transparenter Räume fördern eine bürgernahe Verwaltung und stärken das Gemeinschaftsgefühl im Ort. Das neue architektonische Konzept „ist Programm“, erklären die Planerinnen und Planer und sehen darin einen Beitrag zu „gelebter, transparenter Demokratie“. Sie ergänzen abschließend: „Im Dachgeschoss befindet sich nach wie vor der Übungsraum der Huglfinger Blaskapelle. Ein Haus für alle.“