15.02.2024

Vier Fragen an Jutta Giessel

Planen und Bauen

Die Beratungsstelle Beratungsfreiheit setzt sich dafür ein, Bayern Schritt für Schritt barrierefreier zu machen. Dies umfasst physische Barrieren, etwa in der Architektur, aber auch digitale oder sprachliche Barrieren.

Wir wollen in einer losen Serie die Köpfe und Macherinnen sowie Macher porträtieren, die sich tagein tagaus für ein barrierefreies Bayern einsetzen.

Heute stellen wir Ihnen Jutta Giessel vor.

Frau Giessel ist Landschaftsarchitektin und seit 2022 freiberufliche Beraterin der Beratungsstelle Barrierefreiheit. 

Jutta Giessel, freiberufliche Beraterin

Foto: Tanja Elm

Frage 1: Wie sah Ihr Weg in die Landschaftsarchitektur aus und was reizt Sie an diesem Beruf?

Aufgewachsen bin ich in teils sehr landschaftlicher Umgebung im Allgäu.
Da hatte ich von meinem Fenster aus unverbauten Blick auf die Alpen und die Kühe grasten auf der benachbarten Wiese. Die Sommer verbrachte ich im Rheingau. Mein Großvater kam aus einer Winzerfamilie. Ab den 1970-er Jahren war das Thema in der Stadt Eltville der Bau einer Umgehungsstraße entlang des Rheinufers. Mein Großvater unterstützte Jahrzehnte erfolgreich  eine Bürgerinitiative zum Schutz der Rheinuferpromenade. Das wunderbare Ergebnis ist heute zu sehen.

In dieser Zeit ab 1972 machte der Fernsehjournalist und Dokumentarfilmer Dieter Wieland in Bayern mit Dokumentarfilmen und Ausstellungen auf Missstände im Städtebau und in der Landschaft aufmerksam, z.B. ‚Grün kaputt‘ (1983). Diese Themen interessierten mich immer mehr und ich entschloss mich ‚Landespflege‘ zu studieren.

Mein Beruf ist mehr denn je zeitgemäß. Die Gartenkunst der früheren Zeiten ist immer noch Teil meines Berufes, jedoch sind die Aufgaben der Landschaftsarchitektinnen und -architekten gesellschaftlich in der Gegenwart für alle Menschen relevant geworden.

Die Vielfalt der Anforderungen in meinem Beruf ist das was mir gefällt – ist aber auch jedes Mal wieder eine Herausforderung, die es zu meistern gilt.

Frage 2: Barrierefreiheit verbindet man in der Regel mit Gebäuden und Architektur. Welche Rolle spielt Barrierefreiheit im Landschaftsbau?

Barrierefreiheit spielt eine sehr wesentliche Rolle im Freiraum. Um ein freies
Leben führen zu können, ist eine möglichst selbständige Nutzung von Stadtplätzen, Parkanlagen, Spiel- und Sportplätzen, Außenanlagen für Wohnen und Gewerbe, öffentlichen Einrichtungen und Verkehrsanlagen für Menschen mit Einschränkungen Voraussetzung. Also müssen wir die Barrierefreiheit von Anfang an mit Denken und einplanen. Hier sind intelligente, innovative und gestalterisch überzeugende Lösungen gefragt.

Frage 3: Auf welches Ihrer Projekte sind Sie besonders stolz?

Ein Projekt aus dem Bereich öffentliche Einrichtung:
Im Jahr 2020 habe ich die Sanierung von Außenanlagen einer Kindertagesstätte in der Staudinger Straße der Landeshauptstadt München fertiggestellt. Hier haben wir die Anforderungen an Barrierefreiheit in Verbindung mit gestalterischer Qualität und kindgerechter Gestaltung in schönem Naturraum erfüllen können.

Ein Projekt aus dem Bereich Privatgarten:
Seit 1996 bis heute habe ich eine Familie bei der Entwicklung Ihres parkartigen Grundstücks begleitet. Da gab es mehrere Bauphasen. Die Zusammenarbeit und das Ergebnis haben Freude gemacht. Die Familie hatte stets großes Interesse an guter Architektur und Landschaftsarchitektur und dem Erhalt und der Entwicklung der Natur.

Frage 4: Wenn Sie in Bezug auf barrierefreies Leben einen Wunsch frei hätten, wie würde dieser lauten?

Jeder Mensch soll selbstbestimmt ohne Einschränkungen leben können.

Zur Person von Jutta Giessel finden Sie auf dieser Seite: Jutta Giessel

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