Nachbericht zum 6. BIM-Salon: Intelligente Werkzeuge, verantwortliches Handeln – KI im Architekturbüro
Veranstaltungen Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI) ist längst mehr als nur ein Zukunftstrend – sie ist heute schon fester Bestandteil vieler Architekturbüros. Ob bei der Fassadengestaltung, in der Entwurfsoptimierung oder bei der Visualisierung: KI-Systeme sind leistungsfähig, lernbereit und zunehmend präzise. Doch was ist technisch möglich – und was verantwortbar? Welche Regeln braucht der Umgang mit KI?
Rund 100 Gäste aus den Fachrichtungen Architektur, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur und Stadtplanung sowie Gäste aus weiteren Fachgewerken diskutierten am 29. Juli 2025 beim 6. BIM-Salon der Bayerischen Architektenkammer im Münchner Haus der Architektur, wie sich der Einsatz von KI in der Architekturpraxis und im regulatorischen Umfeld gestaltet – und wie ein verantwortungsbewusster Umgang mit dieser Technologie gelingen kann.
Gleich zwei Impulsvorträge sorgten für neue Perspektiven: Prof. Yvonne Wetsch, Geschäftsführerin des Zentrums für angewandte KI und Transfer AN[ki]T an der Hochschule Ansbach, gab einen fundierten Überblick über den EU -AI-Act und dessen Relevanz für die Architekturpraxis. Dabei hob sie hervor, dass die neue Regulierung nicht nur technologische, sondern auch ethische und nachhaltigkeitsbezogene Anforderungen an den KI-Einsatz stellt. Besonders eindrücklich: Ihre Ausführungen dazu, wie Schulungsansätze konkret Planende beim sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit KI unterstützen können. Das Fazit: KI ist ein gutes Instrument, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen - aber ihr Einsatz will gut abgewogen sein.
Gerade die Verwendung von KI für Bildgenerierungen „ins Blaue“ während der Konzeptphase eines Entwurfs ist aus energetischer Perspektive unvorteilhaft. Ganz andere Perspektiven eröffnen sich, wenn KI zur Wahrung der Bedürfnisse spezifischer Personengruppen und zur Optimierung der Gendergerechtigkeit in der Stadtplanung eingesetzt werden kann.
Beim zweiten Vortrag nahmen Nils Fischer (Director bei Zaha Hadid Architects) und Clemens Lindner (Designer & AI Researcher) das Publikum mit auf eine faszinierende Reise durch die KI-Praxis eines international tätigen Architekturbüros. Ihr Vortrag brachte nicht nur ein „Feuerwerk an Beispielen“, wie es im Publikum hieß, er war auch ein Beleg für die Bandbreite, in der KI heute angewandt werden kann: von Fassadenanalysen über Variantenvergleiche bis hin zu realitätsnahen Visualisierungen. Gleichzeitig machten beide deutlich, dass menschliches Wissen und menschliche Kreativität und Erfahrung durch keine Maschine ersetzt werden können. Dies gilt gerade dann, wenn es um architektonische Qualität, Kontextbezug und Verantwortung geht.
Im Anschluss und zwischendurch wurden die Referierenden sowie Teilnehmenden, begleitet durch das Moderationsteam Marcus Ebert und Dr. Eric Mader, aktiv eingebunden: In mehreren Live-Umfragen konnten sie ihre Einschätzungen und Wünsche für einen freiwilligen KI-Verhaltenskodex für Architektinnen und Architekten einbringen, der derzeit unter Federführung der Bundesarchitektenkammer entsteht. Ein zentrales Thema stand dabei im Fokus: Einsatz von KI unter Beachtung von Nachhaltigkeitsaspekten.
Die Bayerische Architektenkammer beteiligt ihre Mitglieder aktiv an diesem Prozess – jede Stimme zählt. Die Ergebnisse fließen direkt in die Kodex-Ausarbeitung ein, zu der wir in naher Zukunft auch im DAB berichten werden.
Wie schon in den früheren BIM-Salons stand auch dieses Mal neben dem fachlichen Input der persönliche Austausch im Zentrum – bei Speisen, Getränken und entspannter Atmosphäre im Haus der Architektur. Einmal mehr zeigte sich bei der sechsten Veranstaltung dieser Reihe, dass die Digitalisierung im Bauwesen kein Selbstzweck ist und dass KI ein mächtiges Werkzeug sein kann – wenn sie reflektiert und nachhaltig, menschenzentriert und verantwortungsvoll eingesetzt wird.
