30.01.2025

Nachbericht zum 5. BIM-Salon: KI & Parametrik in der Stadt- und Landschaftsplanung

Veranstaltungen Künstliche Intelligenz BIM

Sie ist gekommen, um zu bleiben, die Künstliche Intelligenz. Die neue „Mitarbeiterin“ in Ihrem Stadtplanungs- und Landschaftsarchitekturbüro ist ständig für fast jeden Kollegen erreichbar, lernfähig, flexibel und belastbar. Beim Handling großer, komplexer Datenmengen ist eine KI unschlagbar effizient. Doch wie alternativlos ist sie im kreativen Planungsprozess? Ein parametrisch generierter Entwurf ist für viele Planende spätestens seit der Einführung der visuellen Programmiersprache Grasshopper vor rund 17 Jahren eine bewährte Möglichkeit, komplexe Entwürfe gezielt zu steuern und optimierte Ergebnisse zu erzeugen. Doch wo liegen einzelne Potenziale, Unterschiede und Synergien der beiden Techniken in der Praxisanwendung?

Am 14. Januar diskutierten rund 50 Teilnehmende beim 5. BIM-Salons der Bayerischen Architektenkammer darüber, inwieweit mit Hilfe von KI und parametrischen Werkzeugen entwickelte Entwürfe im Bereich der Stadt- und Landschaftsplanung den Bedürfnissen der Gemeinschaft entsprechen können und positive Beiträge zur städtischen Umwelt leisten. Die Referierenden des Abends waren Andreas Konle, Geschäftsführer der PropertyMax GmbH sowie Dantong Su, Projektleiterin bei Uniola Landschaftsarchitektur | Stadtplanung. Die Teilnehmenden wurden zu Beginn durch einen Impulsbeitrag des Philosophen
Dr. Sebastian Rosengrün zur KI in der Stadt- und Landschaftsplanung begleitet, der zudem mit 3 Thesen zur KI den Denkanstoß zum gemeinsamen Diskussionsabend eröffnete und allen Anwesenden deutlich wurde: „KI ist gekommen, um zu bleiben“.  Es sei also keine Frage des Ob, sondern vielmehr des Wann, bis sich eine Beteiligung von KI im Alltagsgeschäft eines Planungsbüros einstellen wird.

Planende können KI bereits heute gewinnbringend für sich nutzen – sowohl aus ökonomischer Sicht als auch zur Wahrung ihrer gestalterischen Freiheit. Ein proaktives, aufgeschlossenes Vorgehen bei der Implementierung und Anwendung neuer digitaler Werkzeuge ist entscheidend. Getreu den Thesen „Lieber gestalten, als gestaltet zu werden“ und „Wenn ich gestalte, dann mit Verantwortung“ (Dr. Sebastian Rosengrün) trägt dieser Ansatz dazu bei, die eigene Arbeitskraft und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

Andreas Konle, Referent des Abends zum Thema KI, präsentierte die gemeinsam mit dem Architekturbüro Brückner Architekten entwickelte KI-basierte Software „PropertyMAX“. Diese ermöglicht es Architekt:innen im Rahmen einer projektbegleitenden Dienstleistung, Gebäude auf Basis spezifischer Parameter zu generieren und die Ergebnisse nach ökonomischen Zielvorgaben zu optimieren.
Das mit dem BIM-Preis Bayern 2023 ausgezeichnete Projekt „Wetzendorfer Park“, präsentiert von Uniola-Projektleiterin Danton Su, zeigte eindrucksvoll, wie komplexe Herausforderungen in der Landschaftsgestaltung – darunter Klimaanalysen, Regensimulationen, Überflutungsberechnungen, Überflutungsszenarien und Erdmassenmanagement – ohne den Einsatz von KI, sondern mithilfe einer eigens entwickelten parametrischen Definition erfolgreich gemeistert werden konnten.
 

In den anschließenden Diskussionen fiel auf, dass Künstliche Intelligenz für den Endnutzer wie eine „Blackbox“ erscheinen kann und ein parametrisches Programm offensichtlich der vollen Kontrolle des Anwenders unterliegt. Aber wo genau endet Parametrik und wo beginnt KI?

Parametrik generiert komplexe geometrische Formen durch mathematische Regeln und logische Beziehungen die durch den Entwerfer vorgegeben werden und liefert eine klare Struktur für die Steuerung von Variablen. KI hingegen generiert Designs, indem es auf Muster und Beispiele in großen Datensätzen trainiert wird (z. B. Deep Learning für generatives Design). Beide Methoden erweitern die kreative Freiheit des Entwerfers durch eine gezielte Automatisierung des Entwurfsprozesses. Im Zusammenspiel könnten beide Ansätze sogar komplementär verwendet werden. KI könnte dabei helfen, Variablen und Parameter basierend auf Daten und Zielkriterien zu optimieren aber auch neue ästhetische oder funktionale Ansätze entdecken, die möglicherweise außerhalb der menschlichen Intuition liegen.

Wie wird Künstliche Intelligenz gezielt in Planungsbüros angewandt? Eine Fortsetzung wird es geben zum 6.BIM Salon der Bayerischen Architektenkammer. Sie sind herzlich eingeladen.