Diversity-Folgenabschätzung: Leitfaden für mehr digitale Inklusion
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Screenshot aus dem Erklärfilm zur Methodik der Diversity-Folgenabschätzung
Ein praxisnahes Tool soll Unternehmen und Organisationen dabei helfen, die Auswirkungen ihrer digitalen Entscheidungen auf die Diversität ihrer Nutzer zu bewerten und zu optimieren.
Die Bedeutung von Barrierefreiheit geht weit über die rein physische Zugänglichkeit von Gebäuden hinaus. Sie betrifft alle Lebensbereiche und ist eine Grundvoraussetzung für Teilhabe und Chancengleichheit. Erfreulicherweise zunehmend auch in der Arbeitswelt. Eine kürzlich erschienene Publikation mit dem Titel „Diversity-Folgenabschätzung“ rückt die Themen Diversität und Inklusion verstärkt in den Fokus. Darin heißt es: „Vielfältige Teams und eine inklusive Unternehmenskultur tragen nicht nur zur Arbeitgeberattraktivität sowie einer höheren Bindung und Zufriedenheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei, sondern steigern auch die Wettbewerbsfähigkeit und fördern die Innovationskraft von Unternehmen.“ Herausgeber ist die Corporate Digital Responsibility (CDR)-Initiative, die sich der verantwortungsvollen und ethischen Gestaltung der digitalen Transformation widmet. Sie setzt sich dafür ein, dass Unternehmen die sozialen, kulturellen und ethischen Dimensionen ihrer digitalen Strategien berücksichtigen. Im Mittelpunkt steht dabei die Förderung von Diversität, Inklusion, Nachhaltigkeit und ethischem Handeln in der digitalen Welt. Die Initiative wird von einer Vielzahl international agierender Unternehmen, Organisationen, Stiftungen sowie Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen getragen und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert.
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In der ersten Phase des Checks werden mögliche Hürden und Barrieren analysiert, wie Alter, körperliche Einschränkungen oder Sprache.
Digitale Entscheidungen verantwortungsbewusst und inklusiv treffen
Die Publikation soll Unternehmen und Organisationen als Instrument dienen, um die Auswirkungen ihrer digitalen Entscheidungen auf die Vielfalt ihrer Nutzerinnen und Nutzer zu bewerten und zu optimieren. Der digitale Wandel beeinflusst zunehmend alle Bereiche unseres Lebens. Sei es in der Arbeitswelt, im Bildungsbereich oder im täglichen Umgang mit Technologien. Die Art und Weise, wie digitale Lösungen gestaltet und genutzt werden, hat direkte Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Unternehmen, die die digitale Zukunft verantwortungsvoll mitgestalten wollen, müssen sich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen ihrer Entscheidungen auseinandersetzen und diese aktiv fördern. Die Methode der „Diversity-Folgenabschätzung“ ermöglicht es, negative Auswirkungen frühzeitig zu erkennen. Mit konkreten Umsetzungshinweisen, Checklisten und einem Workshop-Format unterstützt der Leitfaden die schrittweise Durchführung in den drei Phasen Vorbereitung, Konsultation und Umsetzung bzw. Reflexion. Ziel ist es, Produkte, Dienstleistungen und Technologien so zu gestalten, dass sie niemanden aufgrund von Geschlecht, Herkunft, Alter, Behinderung oder anderen Merkmalen ausschließen.
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Für zuvor definierten Hürden werden hinsichtlich Diversität, Inklusion und Chancengleichheit nach Lösungen gesucht.
Digitale Transformation in der Baubranche
Auch für die Überprüfung der unternehmerische Prozesse in der Baubranche kann die Diversity-Folgenabschätzung ein durchaus sinnvolles Werkzeug sein. Der Leitfaden könnte dazu genutzt werden, den Einsatz von digitalen Werkzeugen wie Building Information Modeling, Baustellen-Management-Software oder neue KI-Tools auf ihre Zugänglichkeit und Nutzungsfreundlichkeit für diverse Gruppen zu prüfen, einschließlich der Integration von Mitarbeitenden mit unterschiedlichen digitalen Fähigkeiten. Auch die Auswahl von Partnern und Herstellern kann beispielsweise zum Thema gemacht werden, um sicherzustellen, dass diese Diversität und soziale Verantwortung ebenso fördern. Auch der Zugang zu digitalen Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie die Stärkung der beruflichen Fähigkeiten und digitalen Kompetenzen der Mitarbeitenden oder die Anpassung von Fortbildungsprogrammen könnte zum Ziel werden. Darunter etwa barrierefreie Schulungen für Menschen mit Behinderungen oder digitale Weiterbildungsprogramme für ältere Mitarbeitende. Die digitale Kommunikation spielt auch in der Baubranche eine immer größere Rolle, sei es in Form von Teammeetings, externen Bauprojekt-Kommunikationen oder der Koordination mit Kunden und Partnern. Hier stellen sich beispielsweise folgende Fragen: Sind digitale Kommunikationskanäle wie Projektportale, Apps oder Websites so gestaltet, dass sie für alle zugänglich sind, auch für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen beispielsweise durch die Einbeziehung von Gebärdensprachübersetzungen oder die Bereitstellung von mehrsprachigen Inhalten? Und werden in diesen digitalen Kommunikationskanälen auch gezielt alle Perspektiven und Stimmen gleichwertig dargestellt?
Die Diversity-Folgenabschätzung kann also ein Werkzeug sein, das Entscheidungsträger in vielen Bereichen und Branchen unterstützt, die Bedürfnisse einer vielfältigen Gesellschaft zu berücksichtigen. Auch in der Baubranche.
Text: Bettina Sigmund
Zum Download der Diversity-Folgenabschätzung
https://cdr-initiative.de/news/diversity-folgenabschaetzung
Mehr über die CDR-Initiative
https://cdr-initiative.de/