22.07.2022

Besonders leicht verständliche Sprache

Digitale Barrierefreiheit

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Foto: Stiftung Pfennigparade

„Sag es doch einfach“ ist leichter gesagt als getan. Zur besonders leicht verständlichen Sprache, wie sie im Behindertengleichstellungsgesetz Bayern (BayBGG) gefordert wird, gehört neben dem einfachen Satzbau auch die Wahl geeigneter Wörter.

Schaut man sich das Regelwerk „Netzwerk Leichte Sprache“ an, gibt es ein komplettes Kapitel mit der Überschrift „Wörter“.

Wenn wir also über den Themenbereich der Wortwahl in Beziehung zu „Leichte Sprache“ sprechen, gibt es viele Hinweise und Ratschläge. „Benutzen Sie einfache Wörter“, „Benutzen Sie Wörter, die etwas genau beschreiben“ oder auch „Benutzen Sie bekannte Wörter“.

Doch wie kann ich bestimmen:

  • ab wann ein Wort als bekannt gilt?
  • Und wie kann ich objektiv entscheiden, ob ein Wort als einfach oder nicht eingestuft wird?

Wortwahl scheint doch oft etwas sehr Subjektives zu sein. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen mit diesem Artikel eine kleine Erweiterung mit an die Hand geben, wie Sie bei der Wortwahl Leichter Sprache eine noch bessere Orientierung erlangen können.

Häufigkeit

Im Duden (https://www.duden.de/) findet sich eine Sammlung von mehr als 5 Milliarden Wortformen aus Texten der letzten 25 Jahre. Durch eine solche Sammlung bekommt man vom Duden bei allen gelisteten Worten eine Information über die Häufigkeit dieses Wortes. Unterschieden wird dabei zwischen 5 Häufigkeitsklassen. Entspricht ein Wort also der Klasse 4 oder 5, spricht man auch von sogenannten Hauptvertretern. Hier ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ein Wort vielen Menschen gut bekannt ist.

Wenn Sie also beim Schweregrad ihrer Wortwahl ins Zweifeln geraten, tun sie folgendes: Geben Sie die jeweiligen Worte im Duden ein und überprüfen Sie, welcher Häufigkeitsklasse diese entsprechen. Liegt die Häufigkeit eines Wortes lediglich bei 1, 2 oder 3, überdenken Sie nochmal die getroffene Wortwahl.

Kurze Wörter

Wichtig ist bei Leichter Sprache das Verwenden von primär kurzen Wörtern. Einen groben Anhaltspunkt, was unter kurzen Wörtern zu verstehen ist, stellt die Info „zwei Silben“ dar. Natürlich gibt es auch Fälle, bei denen ein Inhalt nicht nur über zweisilbige Wörter zum Ausdruck gebracht werden kann. Daher liegt die Betonung auf primär und nicht ausschließlich zweisilbigen Wörtern.

Achtung: Nur weil ein Wort kurz ist, muss es nicht automatisch gut verständlich sein. Nimmt man beispielsweise das Wort „nasal“, werden vermutlich einige Leser kurz über die genaue Bedeutung dieses Begriffs nachdenken müssen. Mit diesem Beispiel soll darauf hingewiesen werden, dass ein kurzes Wort nicht gleichzusetzen ist mit bekannten, besser gesagt häufig vorkommenden Wörtern.

Regionale Auffälligkeiten berücksichtigen

Je nachdem welche Zielgruppe ich mit der Übersetzung eines Textes in Leichte Sprache erreichen möchte, können auch regionale Auffälligkeiten bei der Wortwahl eine Rolle spielen. Nehmen wir zur Verdeutlichung Norddeutschland. In dieser Region sagt man zur Begrüßung „Moin“. In Bayern hingegen besteht eine mehr oder weniger große Wahrscheinlichkeit, dass dieses Wort zur Begrüßung nicht wirklich geläufig beziehungsweise bekannt ist.

Der Hinweis lautet an dieser Stelle nicht „Vermeiden sie regional auffällige Formulierungen“. Vielmehr gilt hier der Hinweis einer Bewusstwerdung im Hinblick auf regionale Besonderheiten der Sprache und der Wortwahl. Je nachdem an wen sich der Text richtet, können regionale Auffälligkeiten in der Wortwahl förderlich sowie hinderlich sein.

Stilistisch neutrale Wörter verwenden

Unter diesem Punkt können eine Reihe von Wortwahl-Regeln zusammengefasst werden. Nummer eins: Verwenden sie Wörter, die sowohl schriftlich als auch mündlich verwendet werden. Während beispielsweise „labern“ vorwiegend im mündlichen Sprachgebrauch vorzufinden ist, stellt „debattieren“ ein vermehrt im schriftlichen Sprachgebrauch vorkommendes Wort dar. Eine höhere Gewährleistung der Verständlichkeit Leichter Sprache lässt sich also bei Wörtern finden, die sowohl im schriftlichen als auch im mündlichen Bereich Verwendung finden.

Zweitens sollten die gewählten Wörter kaum bis keine Nebenbedeutung aufweisen. Was genau darunter zu verstehen ist, beinhaltet beispielsweise eine Vermeidung negativer Bewertungen. Zur Verdeutlichung wird der Begriff „Spätzünder“ oder „Spätzünderin“ herangezogen. Bei der Verwendung von diesem Begriff haben vermutlich viele ein negativ behaftetes Bild einer Person vor Augen. Schwingt in einem Wort eine negative Bewertung mit, kann es sein, dass genau diese Zusatzinfo zu einem erschwerten Verständnis bei denjenigen Menschen führt, die auf Leichte Sprache angewiesen sind.

Der letzte Hinweis im Bereich „stilistisch neutrale Wörter verwenden“ stellt der Punkt Vertretung von Wortfeldnachbarn dar. Ja, es gibt viele tolle Wörter in der deutschen Sprache, die einen Sachverhalt entsprechend anschaulich beschreiben können. Trotzdem gilt es für die Leichte Sprache davon Abstand zu nehmen. Während sie für die Nahrungsaufnahme Begriffe wie knabbern, löffeln und naschen benutzen könnten, bezeichnen.

Autorin: Stiftung Pfennigparade

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